Bezugspunkt

Lexikon der Kartographie und Geomatik: Bezugspunkt

Bezugspunkt, E reference point, 1) fiktiver (d. h. nicht dargestellter), für die Verortung von Positionssignaturen, Positionsdiagrammen und Kartodiagrammen sowie von Kartennamen benutzter Punkt; bei softwaregestützter Konstruktion der Kartenzeichen ein Koordinatenpaar. Seine Definition ist besonders bei rechnergestützter Kartenbearbeitung von Bedeutung, da in der herkömmlichen Kartographie die Platzierung der Kartenzeichen stärker intuitiv erfolgt. Der Bezugspunkt kann sich auf Objekte beziehen, die im Kartenmaßstab punkthaft, linienhaft oder flächenhaft in Erscheinung treten (z. B. den Standort eines Kraftwerks, einen Gewässerabschnitt, eine Verwaltungsfläche).
Während der Bezugspunkt den geometrischen Bezug herstellt, liefern die flächenhaften oder linienhaften Bezugsobjekte den räumlich-sachlichen Bezug. Werden Kartenzeichen unter beiden Aspekten punktbezogen verortet, ist zu berücksichtigen, dass in diesem Falle der Bezugspunkt eine im Kartenmaßstab zum Punkt geschrumpfte Bezugsfläche verkörpert (z. B. im Falle von Ortssignaturen).
Als Bezugspunkt in Flächen dient ihr visueller Mittelpunkt. Dieser lässt sich im Allgemeinen gut abschätzen oder anhand einer vermittelnden Ellipse konstruieren (Abb.). Seine Berechnung aus dem die Fläche umschreibenden Rechteck oder als deren geometrischer Schwerpunkt kann besonders bei langgestreckten gekrümmten Flächen ungenaue bis falsche Ergebnisse liefern.
2) Punkt der Signatur, des Diagramms oder eines Kartennamens, nach dem diese platziert werden. Zentralsymmetrische Kartenzeichen haben ihren Bezugspunkt in der Mitte. Für langgestreckte Diagramme (z. B. Säulen oder Balken) gilt die Mitte der Grundlinie als Bezugspunkt. Graphische Software verwendet zumeist den linken unteren Eckpunkt des die Schrift umschreibenden Rechteckes als Bezug; in kartographischer Anwendung sind darüber hinaus Beginn oder Ende der Schriftgrundlinie oder der Mittelpunkt des ggf. mehrzeiligen Schriftkastens ausschlaggebend.
Zur weitgehenden Wahrung des Raumbezugs der Kartenzeichen sind bei der Platzierung beide Bezugspunkte zu berücksichtigen. In Dichtegebieten oder bei Verwendung langer Säulendiagramme kann ein Abrücken vom Bezugspunkt erforderlich werden (Verdrängung).

KGR

Bezugspunkt:Bezugspunkt: Konstruktionshilfe für die Bestimmung des visuellen Mittelpunkts. Über die Kontur der unregelmäßigen Fläche wird eine dehnbare Ellipse gelegt, deren Form der Fläche dergestalt anzupassen ist, dass diese zu gleichen Anteilen über die Ellipse hinaus- als auch in sie hineinragt. Der Schnittpunkt der beiden Ellipsendurchmesser liefert gut angenähert den visuellen Mittelpunkt der Fläche.

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JBN	Prof. Dr. Jürgen Bollmann, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt. Kartographie
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KKN	Prof. Dr. Ing. Karl-Hans Klein, Bergische Universität Wuppertal, FB 11, Vermessungskunde/ Ingenieurvermessung
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GVS	Dr.-Ing. Georg Vickus, Hildesheim
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