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Lexikon der Kartographie und Geomatik: Cassini

Cassini, aus Italien stammende, in Frankreich als Astronomen und Geodäten wirkende Familie.
1) Cassini (I), Giovanni Domenico (Jean-Dominique), * 8.6.1625 in Perinaldo/Grafschaft Nizza, † 14.9.1712 in Paris, kam nach Studium im Jesuitenkolleg in Genua von der Astrologie zur Astronomie, lehnte aber lebenslang den Heliozentrismus ab. 1650 wurde er an die Universität Bologna berufen. Er stellte Sonnentafeln auf (1656, 1662) und publizierte 1668 Ephemeriden der Jupitermonde als wichtige Grundlage astronomischer Längenbestimmungen. 1669 von J.-B. Colbert (1619-1683) zum Leiter des in Bau befindlichen Pariser Observatoriums berufen, erreichte er hier ab 1673 mit neuen Instrumenten und Methoden bedeutende Erkenntnisfortschritte in der Astronomie; 1692 gab er eine detailreiche Mondkarte heraus. Unter Nutzung der 1669 durchgeführten Meridianbogenmessung von Jean Picard (1620-1682) lieferte er die geodätischen Grundlagen für die von Ludwig XIV. geforderte topographische Karte des Landes (nach Triangulation topographische Kartierung 1 : 86 400); seine neu berechneten Längenunterschiede französischer Städte korrigierten das Kartenbild Frankreichs (Brest-Paris reduzierte sich von 8°10′ auf 6°54′). Die nach Eklipsen der Jupitermonde in Übersee bestimmten Längen ergaben, in eine 7,8 m große Planisphäre im Fußboden der Pariser Sternwarte eingraviert, ein deutlich verbessertes Erdbild.
2) Cassini (II), Jacques, Sohn von Giovanni Domenico, * 1677 in Paris, † 1756 in Thury/Oise; früh in die Astronomie eingeführt, unternahm er Reisen nach Italien und England; gab 1696 das neue Erdbild verkleinert als "Planisphère Terrestre" heraus. Er setzte ab 1701 die Messung des Pariser Meridians fort und übernahm 1612 die Leitung der Sternwarte. Fehler bei der Gradmessung führten zur 1718 publizierten Annahme eines an den Polen zugespitzten Erdkörpers, was zu heftigen Kontroversen der Cassinianer mit den die Abplattung der Erde (publiziert 1687) vertretenden Newtonianern führte. Erst die beiden von der französischen Akademie durchgeführten Gradmessungen 1735-44 in Peru durch La Condamine (1701-1774) und P. Bouguer (1698-1758) und 1736/37 in Lappland durch P.-L. Maupertuis (1698-1759) bewiesen eindeutig die von I. Newton aus der Gravitation abgeleitete Abplattung der Erde an den Polen (Rotationsellipsoid).
3) Cassini (III), César-François, genannt Cassini de Thury, Sohn von Jacques, * 1714 in Thury bei Clermont-en-Beauvaisis/Oise, † 1784 in Paris, war beteiligt an der Neuvermessung des Pariser Meridians durch N.L. de La Caille 1739/40 und mit J.P. Maraldi an der Triangulation Frankreichs für die "Carte de France", für die 19 Grundlinien (Basis) und 800 Dreiecke trigonometrisch bestimmt wurden (publiziert 1744). 1746/47 kartierte Cassini III im Auftrag von Ludwig XV. das eroberte Flandern; 1750 erhielt er vom König den Auftrag, in gleicher Art 1 : 86 400 (100 toises : 1 ligne) ganz Frankreich aufzunehmen. Bis zu seinem Tode konnte die aus 182 Blättern bestehende "Carte géométrique de la France" fast vollendet werden. Erst 1771 wurde er zum "Directeur Général" der Pariser Sternwarte ernannt.
4) Cassini (IV), Jean-Dominique, Sohn von Cassini de Thury, * 1748 in Paris, † 1845 in Thury/Oise, seit 1784 Direktor der Pariser Sternwarte. Zusammen mit dem Mathematiker A.-M. Legendre (1752-1833) hatte er 1787 den Längenunterschied zwischen Paris und Greenwich bestimmt. Unter seiner Direktion kamen bis 1793 die letzten Blätter der "Carte de France" heraus. Noch an der Vorbereitung des metrischen Maßsystems beteiligt, trat er 1793 von der Leitung der Sternwarte zurück. Das Kartenwerk ging an das Dépôt de la Guerre über.

WSS


Cassini ICassini I, Giovanni Domenico

Cassini IIICassini III, César-François

Cassini IVCassini IV, Jean-Dominique

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