Lexikon der Kartographie und Geomatik: geographische Namen
geographische Namen, Ortsnamen, Toponyme, E geographical names, toponyms, place names, sind Eigennamen der Gebiete und Orte sowie natürlicher und künstlicher Einzelobjekte auf der Erdoberfläche, sowohl auf dem Land als auch im Meer. Es handelt sich um Namen, die wir in der Natur- und Kulturlandschaft zur Orientierung und Kommunikation benötigen. Sie sind zu unterscheiden von geographischen Gattungsbezeichnungen (generischer Ausdruck). In der Karte treten sie als Kartennamen auf. Die Gesamtheit der in Karten enthaltenen geographischen Namen wird auch als geographisches Namengut bezeichnet und u. U. in Registern erfasst (Registerherstellung). Darüber hinaus verfügen die meisten Länder über geographische Namenbücher in analoger oder digitaler Form (Namendatenbank), die vor allem über die geographische Lage, die Gattung und die Schreibweise geographischer Namen Auskunft geben. Für die Schreibung der deutschen geogr. Namen gelten die Rechtschreibregeln, wobei alle festgeschriebenen Formen erhalten bleiben (-thal, Rh, C, ß usw.). Geographische Namen bezeichnen u. a.: 1. Meere und Meeresteile, wie Buchten, Meerengen, auch das submarine Relief; Inseln, Halbinseln, Kaps, Küstenabschnitte, 2. Binnengewässer: Flüsse und Kanäle sowie Stromschnellen, Wasserfälle; Seen und Stauseen, Teiche, 3. Reliefformen: Gebirge, Berge, Pässe, Gletscher, Täler, Niederungen, Ebenen, 4. Gebiete nach der Bodenbeschaffenheit bzw. -bedeckung: Sümpfe, Wälder, Steppen, Wüsten, 5. Natur- und Kulturlandschaften; 6. Siedlungen (Ortsnamen), Siedlungsteile, Straßen, Plätze; 7. Staaten und Verwaltungseinheiten, u. U. mit Angabe des Status; Schutzgebiete. Einheimische, ortsübliche Namen (Endonym) werden durch Standardisierung zu offiziellen, amtlichen Namen (standardisiertes Endonym). Traditionelle Bezeichnungen für geographische Objekte, die im Ausland liegen (Exonym, z. B. Venedig für Venezia)), werden bei langer Nichtanwendung zu historischen Namen (z. B. Nanzig für Nancy), wozu auch Umbenennungen rechnen (z. B. Konstantinopel zu Istanbul).
Als Allonyme werden Alternativnamen und Namenvarianten bezeichnet; zu ihnen gehören vielfach auch die Minderheitennamen (z. B. der sorbische Name Chosebuz für Cottbus), sofern sie nicht als gleichberechtigte, amtliche Namen festgelegt worden sind (wie z. B. die schwedischen Namen in Finnland).
Die Umwandlung eines geographischen Namens aus einem Schriftsystem in ein anderes nennt man Umschriftung als Oberbegriff für Transkription und Transliteration. Im deutschen Sprachraum befasst sich der Ständige Ausschuss für geographische Namen (StAGN) als wissenschaftliches Gremium mit allen Fragen zur Standardisierung geographischer Namen.
Einen Grenzfall im Übergangsbereich zu thematischen Karten bzw. thematischen Darstellungsschichten bilden bestimmte natürliche Erscheinungen (z. B. Meeresströmungen), geologische Strukturen (z. B. San-Andreas-Verwerfung) und historische Stätten, soweit deren Namen in topographischen oder geographischen Karten ausgewiesen sind. In Karten werden die Gattungen bzw. Klassen geographischer und topographischer Objekte vor allem durch den Schriftschnitt und die Schriftfarbe der geographischen Namen differenziert (Schriftgestaltung). Die Namen werden den bezeichneten Kartenzeichen eindeutig zugeordnet (Schriftplatzierung).
KGR, JSS
Schreiben Sie uns!