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Lexikon der Kartographie und Geomatik: Griechische Kartographie

Griechische Kartographie, erfasst die Herausbildung von Vorstellungen und Kenntnissen über die Erde, ihre Größe und Gestalt einschließlich ihrer Beschreibung und Abbildung im Altertum. Obwohl aus der griechischen Antike direkt keine kartographischen Darstellungen im Original erhalten sind, wurden aus direkt und indirekt überlieferten Texten altgriechischer Autoren im 19. Jh. ihnen zugeordnete Erdkarten rekonstruiert, die hinsichtlich Inhalt und Gestaltung kritisch zu benutzen sind. Auch die nach dem Text von Ptolemäus zu erwartenden Karten stammen in der Überlieferung aus dem Hochmittelalter und fanden erst im 15. Jh. ihre graphische Ausformung.
Erste Ländervorstellungen tauchen bereits bei Homer (8. Jh. v. Chr.) auf. Anaximander von Milet (um 610-546 v. Chr.) soll (nach Eratosthenes) die Ökumene erstmals als Erdbild (Karte) aufgetragen haben, verbessert von Hekataios von Milet (um 555-480 v. Chr.); es existierte wahrscheinlich als Gravur in eine Metalltafel (Rekonstruktion von Forbiger, 1842, I 50).
Die Kugelgestalt der Erde taucht erstmals bei den Pythagoräern um 500 v. Chr. auf. Im 4. Jh. galt als Ökumene ein rechteckiger Kugelabschnitt im Seitenverhältnis von 3 : 2 oder 2 : 1; daraus resultiert die Ost-West-Erstreckung (des Mittelmeerraums) als Länge, die kürzere Nord-Süd-Strecke als Breite. Eudoxos von Knidos (um 391-338 v. Chr.) spricht von Äquator, Wendekreis, Pol und Meridian. Überliefert aus dem 4. Jh. ist auf einer ionischen Münze eine reliefartige Karte des Hinterlandes von Ephesos (numismatische Kartographie).
Dikaiarchos von Messina, ein Schüler von Aristoteles (384-322 v. Chr.) soll seine Karte der Ökumene mit einem Achsenkreuz mit dem Schnittpunkt in Rhodos versehen haben. Eratosthenes von Kyrene ergänzte das Kreuz im 3. Jh. zum Netz von Längen und Breiten. Nach Strabon (63 v.-13 n. Chr.) schuf Kratos von Mallos um 150 v. Chr. einen Erdglobus (Globus), auf dem breite Ozeanbänder vier Landflächen umschließen, von denen eine die den Griechen bekannte Ökumene bildete (lebt fort im "Reichsapfel" der Reichsinsignien).
Das geographische Wissen der Griechen ist hauptsächlich durch die "Geographiká" von Strabon überliefert. Seine Erdbeschreibung basiert auf einer Zeichnung, ausgeführt auf einer ebenen Tafel (Rekonstruktion von Forbiger 1842). Ein regelmäßiges Koordinatennetz aus 8 Parallelkreisen und 15 gleichabständigen Meridianen legte Marinus von Tyrus seiner um 114/15 n. Chr. geschaffenen Erdkarte zugrunde. Darauf baute C. Ptolemäus die "Geographice Hyphergesis", die Anleitung zum Zeichnen von Karten der Erde, auf. Die von ihm erfassten geographischen Koordinaten fußten auf einigen astronomischen Breitenbestimmungen, die Längen auf Reisezeiten.
Im Verlaufe von 800 bis 1000 Jahren haben sich damit bei den Griechen auf einheitlicher Grundlage eine Anschauung und fundierte Kenntnisse von der Erde herausgebildet, die in byzantinischer Zeit bewahrt und weitergetragen, von den Arabern (islamische Kartographie) seit der 2. Hälfte des 15. Jhs. zum Fundament westeuropäischer kosmographischer Bildung wurden.

WSS

Literatur: [1] BERGER, H. (1903): Geschichte der wiss. Erdkunde der Griechen. Leipzig. [2] FORBIGER, A. (1842/43): Handbuch der alten Geographie. 3 Bde., Leipzig und Hamburg (Reprint Graz 1966). [3] THOMSON, J.O. (1948): History of Ancient Geography. Cambridge.

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