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Lexikon der Kartographie und Geomatik: Landkartenhandel und Geodatenvertrieb

Landkartenhandel und Geodatenvertrieb, E map-trade, kommerzieller Vertrieb vervielfältigter bzw. gedruckter sowie seit den 1990er Jahren auch digitaler kartographischer Erzeugnisse bzw. Geodaten an Käufer. Der Landkartenhandel ist Bereich des Buchhandels, der mit Einführung und Ausweitung der Herstellung von gedruckten Landkarten Ende des 15. Jhs. eine erste Ausweitung erfuhr. In Italien und auf Mallorca erlebten seit dem 14. Jh. Herstellung und Handel mit Seekarten (Portolankarte) eine Blüte, die sich seit dem frühen 16. Jh. zum allgemeinen Kartenhandel ausweitete (in Genua B. Agnese, in Neapel die Brüder Maggioli, in Messina I. Russo). Im 16. Jh. erreichte der Landkartenhandel insbesondere in den Niederlanden ein bedeutendes Niveau und eine bemerkenswerte Breite. Einige der großen kartographischen Unternehmen begannen mit Kartenhandel, zu dem von Anfang an auch der Handel mit anderen großformatigen, stets plano (ungefaltet) vertriebenen Holzschnitt- und Kupferstichblättern (Kunstblätter, Veduten u. a. Ansichten) gehörte. Ein frühes Zentrum war Antwerpen. Hier erhielt A.  Ortelius 1547 ein Privileg als Kartenhändler, 15 Jahre bevor er selbst Karten herstellte. In vielen Fällen waren die Kartenhersteller dann auch Kartenherausgeber und damit Kartenhändler.
Der deutsche Kartenhandel begann in Nürnberg, Köln und Augsburg sowie in Frankfurt als führender Buchhandelsstadt. Ausländische Erzeugnisse kamen oft über Zwischenhändler auf den Markt. Anfang des 18. Jhs. erlangten Homann in Nürnberg und Seutter in Augsburg im deutschen Landkartenhandel eine überragende Bedeutung. Sie und einige ausländische Unternehmen unterhielten in der jetzt führenden Buchhandelsmetropole Leipzig ständige Niederlassungen für den Vertrieb.
In Berlin erhielt Simon Schropp (1751-1817) bereits 1742 ein königlich-preußisches Privileg für den Handel mit Landkarten.
Seit Ende des 18. Jhs. weitete sich mit der kartographischen Produktion der Landkartenhandel aus. Die meisten im 19. Jh. führenden kartographischen Unternehmen begannen als kartographischer Verlag, die an Kupferstecher und -drucker Aufträge vergaben; eigene Produktionsstätten kamen meist erst wesentlich später hinzu. Trotzdem blieb das Verlagsgeschäft immer eine tragende Säule der Unternehmen (vgl. Perthes, Georg Westermann Verlag). 1845 gründete D.  Reimer in Berlin eine "Buch- und Landkartenhandlung", die seit 1852 mit der Berufung von H.  Kiepert eine eigene Kartenherstellung betrieb. Von 1859 bis 1945 lag bei Reimer der Vertrieb der "Deutschen Admiralitätskarten" (Seekarte), ab 1901 auch deren Herstellung. Der 1945 zerstörte Betrieb wurde 1951 neu gegründet. In Süddeutschland war der Landkartenhandel auf München und Stuttgart (Reise- und Verkehrsverlag) konzentriert. Aus ihrer Vereinigung ging der Verlag GeoCenter hervor, der erfolgreich ein weltweites Angebot aller Arten von Karten und Atlanten sowie Reise- und Touristikliteratur realisiert, verzeichnet in ständig laufend gehaltenen GeoKatalogen. Sie enthalten u. a. auch für Kartenwerke Blattübersichten. GeoCenter gliedert sich seit 1995 in GeoCenter 1 (Wissenschaft – Geosciences) und 2 (Touristik Vertrieb) in München und ILH (Internationales Landkartenhaus) in Stuttgart, denen ca. 40 Verlage angeschlossen sind. Vertriebsstellen bestehen in allen deutschen Ländern sowie in Österreich und der Schweiz.
Zahlreiche Antiquariate haben Altkarten im Angebot; die meisten Buchhandlungen führen ein auf Touristik begrenztes Kartensortiment; analoge topographische Karten werden meist noch von den Landesvermessungsämtern selbst verkauft.
In zunehmendem Maße werden Karten in Form digitaler Erzeugnisse vertrieben, z. B. Straßenatlanten und Routenplaner, was zu einem Rückgang des Verkaufs traditioneller Karten führt. Nahezu sämtliche Landesvermessungsämter bieten heute interaktiv bedienbare und mit zahlreichen Funktionen (Ortssuche, Streckenmessung, GPS-Verknüpfung usw.) versehene Rasterkarten auf CD-ROM an. Der Handel mit klassischen topographischen Karten wird zudem ergänzt um das Angebot vektorieller Geobasisdaten (ATKIS), die sich zur unmittelbaren Weiterverarbeitung in EDV-Systemen eignen und somit vor allem für Planungsbüros und Umwelteinrichtungen interessant sind. Durch das Geodatenzentrum (GDZ) am Bundesamt für Kartographie und Geodäsie werden digitale topographisch-kartographische Informationen vom Gebiet der Bundesrepublik Deutschland für die Bundesverwaltung, für weitere Bereiche der Verwaltung, die Wirtschaft und die Wissenschaft zentral zur Verfügung gestellt. Das GDZ stellt ein modernes Dienstleistungssystem dar, dessen Schwerpunkte die Harmonisierung und weitgehend einheitliche Aufbereitung der Geobasisdaten sowie deren Vertrieb und die Auskunft über dieselben sind.
Die modernen Technologien ermöglichen auch neue Vertriebswege. So lassen sich z. B. Karten über das Internet bestellen. Für den Bereich der amtlichen Geobasisdaten existiert zudem eine Infrastruktur sowohl für die Online-Suche (u. a. MEGRIN und http://www.geodatenzentrum.de) als auch für den unmittelbaren Onlinebezug (http//:www.geodaten-online.de, http://www.terramapserver.de oder http://www.terrabavaria.com). Noch im Aufbau befindet sich ein deutschlandweites und international ausgerichtetes Portal für Geo-Metadaten (http://www.ingeoic.de, http://www.cegi.de). Anwender, die für ihre Projekte Geodaten suchen, sollen hier Angaben über Lieferanten, Lieferkonditionen sowie Eigenschaften der Geodaten erhalten.

WSS, FDN

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JBN

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Dr. Frank Heidmann, Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, Stuttgart

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Prof. Dr. Wolf Günther Koch, Technische Universität Dresden, Institut für Kartographie

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RST

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JSR

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Dr. Peter Tainz, Universität Trier, FB Geographie/Geowissenschaften – Abt. Kartographie

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Dr. Anne-Dore Uthe, Institut für Stadtentwicklung und Wohnen des Landes Brandenburg, Frankfurt/Oder

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Prof. Dr. Ingeborg Wilfert, TU Dresden, Institut für Kartographie

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