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Lexikon der Kartographie und Geomatik: Österreichische Kartographie

Österreichische Kartographie
Ingrid Kretschmer, Wien
Die in den jeweils zu Österreich gehörenden Ländern entstandenen kartographischen Erzeugnisse zeichnen sich innerhalb der mitteleuropäischen Kartographie durch spezifische, vom geographischen Umfeld und der Kulturentwicklung geprägte Züge aus.
Die österreichische Kartographie, E Austrian Cartography, schuf bis Ende des Ersten Weltkrieges (1918) für große Flächen in West-, Mittel-, Süd- und Südosteuropa topographische Karten und Katasterkarten, die seit 1918 die Ausgangsbasis für die neu etablierten Nationalstaaten bildeten, sowie Gebrauchskarten, Atlanten und Globen in vielen Sprachen. Nach 1918 musste das umfängliche, leistungsfähige Potential an die Gegebenheiten des drastisch verkleinerten Staates angepasst werden.
Erste kartographische Aktivitäten sind in Österreich in der ersten Hälfte des 15. Jhs. nachweisbar und gehen auf die sog. 1. Wiener Mathematiker- und Kartographenschule zurück, der bedeutende Gelehrte wie J. v. Gmunden, G. v. Peuerbach (Entdecker der magnetischen Deklination) und J. Müller (Regiomontanus) angehörten. Der erste erhaltene Stadtplan von Wien (Albertinischer Plan von Wien, 1421/22) und die erste nicht auf Ptolemäus beruhende Karte Mitteleuropas (Klosterneuburger Fridericuskarte, 1421/22 oder um 1440) wurden in dieser Periode geschaffen.
Die Berufung von K. Celtis an die Universität Wien 1497 führte zur sog. 2. Wiener Mathematiker- und Kartographenschule, zu der Gelehrte wie J. Stabius (Weltkartenprojektion), G. Collimitius (Tannstetter), W.  Lazius ("Typi chorographici provin. Austriae", 1561) und J. Sambucus (Ungarnkarten, 1566 und 1571) zählten. Um die Mitte des 16. Jhs. schuf A. Hirschvogel den ersten auf trigonometrischer Vermessung beruhenden, gedruckten Stadtplan von Wien (1552).
Erste moderne Regionalkarten österreichischer Länder fußen auf den Aufnahmen von J. Clobucciarich (1601-1605) für die Steiermark, von W. Ygl (1604/05, mit erster Gletscherdarstellung) und M. Burgklechner (1611-1629) für Tirol, von I. Holtzwurm (1612) für Kärnten und von A. Holtzwurm für Oberösterreich (1628). Nach der Unterbrechung durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und den Türkenkrieg (1663/64) erreichte die zivile österreichische Kartographie durch den Landestopographen G.M. Vischer mit den auf Geländeaufnahmen basierenden Regionalkarten mit einer Geländedarstellung in "Maulwurfshügelmanier" ihren ersten Höhepunkt: Oberösterreich (1669), Niederösterreich (1670) und die Steiermark (1678).
Die zweite Türkenbelagerung Wiens (1683) und der sich anschließende Offensivkrieg gegen das Osmanische Reich (1683-1699) belebten die österreichische Militärkartographie. Dabei spielten in kaiserlichen Diensten stehende Ingenieure aus Süddeutschland (J.Chr. Müller) und Oberitalien (D. Suttinger, L. Anguissola, L.F. Marsigli) eine bedeutende Rolle. 1717 wurde in Wien unter dem Einfluss von Prinz Eugen v. Savoyen (seit 1703 Präsident des Hofkriegsrates) die Militär-Ingenieurakademie zur Ausbildung von Militärkartographen gegründet. Ab dem beginnenden 18. Jh. wurde nun infolge der wechselnden politischen Konstellationen (nach dem Spanischen Erbfolgekrieg 1701-1714 fielen die spanischen Nebenländer an Österreich) und der zahlreichen Kriegshandlungen der Einflussbereich der österreichischen Kartographie sehr erheblich ausgedehnt und umfasste außer den Gebieten des eigenen Staates (zwischen 1720 und 1735 erreichte die Österreichische Monarchie ihre größte Ausdehnung) große Teile des Balkans, Italiens, Süddeutschlands, der Schweiz, Frankreichs und der Niederlande.
Zahlreiche Manuskriptkarten von Festungen, Heereslagern, Schlachten u. a. verwahrt die Kartensammlung im Kriegsarchiv Wien. Gleichzeitig erschienen die ersten auf astronomischen Beobachtungen beruhenden gedruckten Karten nach Aufnamen von J.Chr.  Müller von Ungarn (1709), Mähren (1716) und Böhmen (1722) sowie von Schlesien (1752). Eine herausragende Leistung war die topographische Aufnahme Siziliens unter S. v.  Schmettau 1720/21 mit bemerkenswerter Reliefschummerung (30 Blätter).
1720 begann die erste moderne österreichische Katastralvermessung im (1714 österreichisch gewordenen) Herzogtum Mailand durch Messtischaufnahmen ("Mailänder Kataster").
Nach 1747 wurde für die kartographischen Arbeiten der zu einem eigenen Geniekorps zusammengefassten Ingenieuroffiziere die grundrissliche Geländedarstellung mittels Bergstrichzeichnung (Schraffen) verbindlich. Die in wachsender Anzahl entstehenden Manuskriptkarten blieben geheim. Bis gegen Ende des 18. Jhs. gab es keine Gesamtkarte der österreichischen Monarchie. Nach Gründung der Kupferstichakademie 1766 in Wien erschienen einige herausragende Werke der zivilen Kartographie im Druck: der "Atlas Tyrolensis" (1774) sowie barocke Wien-Pläne von J.A. Nagel (1774, 1780/81) und J.D. v. Huber (1785).
Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) ordnete Maria Theresia 1764 die kartographische Aufnahme ihrer Länder an. Diese Erste (Josephinische) Landesaufnahme erfasste bis 1787 den Großteil der damaligen Österreichischen Monarchie überwiegend im Maßstab 1 : 28 800 und deckte eine Fläche von über 570 000 km2 mit mehr als 3 000 mehrfarbigen Blättern ab. Im Druck erschienen nur das Kartenwerk der damaligen österreichischen Niederlande (1 : 86 400, 1777) und die Ständische Karte von Oberösterreich (1787). Im Anschluss erfolgten weitere topographische Aufnahmen neu erworbener Territorien (West-Galizien, Venetien) und von Gebieten, die von österreichischen Armeen durchzogen wurden (westliche Moldau, Walachei, Süddeutschland, Nordfrankreich, Oberitalien), sodass zwischen 1763 und 1805 von österreichischen Ingenieur-Kartographen fast 1 Mio. km2 kartiert wurden (in Europa unübertroffen).
Die in Wien konzentrierte Verlagskartographie nahm erst gegen Ende des 18. Jhs. einen steilen Aufschwung. Maßgebliche Vertreter waren die Verlage von F.A. Schrämbl (großformatiger Weltatlas) und F.J.J. v. Reilly (mehrere überregionale Atlanten, Postkarten und Postatlanten) sowie die Firma Artaria & Co. und nach 1800 der Verlag von T. Mollo und das Wiener Kunst- und Industrie-Comptoir (mehrere Atlanten).
Nach der Bildung des "Kaiserstaats Österreich" 1804 wurde die Zweite (Franziszeische) Landesaufnahme (1806-1869, unvollendet abgebrochen) durchgeführt, die auf der ersten und zweiten Militärtriangulierung, ergänzenden Messtischaufnahmen 1 : 28 800 – nun auch in Salzburg, Tirol und Vorarlberg sowie in Teilen Venetiens und Dalmatiens – fußt; erste trigonometrische und barometrische Höhenbestimmungen liegen den Böschungsschraffen zugrunde. Veröffentlicht wurden die Spezialkarten (1 : 144 000) ab 1810, die Generalkarten (1 : 288 000) ab 1812 in Kupferstich.
Aufgrund von Verträgen erfasste die österreichische Kartographie zwischen 1820 und 1840 ferner Piemont und Unteritalien und vollendete die Aufnahmen von Parma, Modena und der Toskana sowie des damaligen Kirchenstaates (1841-1843). Um 1854 wurde bezüglich Flächenleistung der Höhepunkt erreicht, dennoch waren große Teile des Staatsgebietes noch unerfasst. Die Durchführung oblag dem Generalquartiermeisterstab, später dem Militärgeographischen Institut (1814-1839 in Mailand, ab 1840 in Wien), das rasch ein Zentrum kartographischer und reproduktionstechnischer Innovationen (Lithographie, ab 1830 Chromolithographie, ab 1869 Heliogravüre) wurde.
Bereits 1817 hatte auch die erste Katastralvermessung (Franziszeische Katasterkarten), mehrheitlich 1 : 2 880, eingesetzt, die bis 1861 rund 49 Millionen Grundstücke erfasste und ab Mitte des 19. Jhs. auch auf die ungarische Reichshälfte ausgedehnt wurde. Von der österreichischen Verlagskartographie sind in der 1. Hälfte des 19. Jhs. zu nennen: Artaria & Co. (vorzügliche Kupferstichkarten), J. Jüttner (Globen ab 1822; Prag, später Wien), F. Raffelsperger (Postroutenkarten und Atlanten, Wien), F. v.  Hauslab (Höhenschichtenkarten, Wien).
Nach 1862 setzte die Europäische Gradmessung, der das damalige Österreich rasch beigetreten war, neue Maßstäbe der geodätischen, topographischen und kartographischen Aktivitäten. Die Einführung des metrischen Maßsystems 1871/72 führte zu neuen Kartenmaßstäben. Die Dritte (Franzisko-Josephinische) Landesaufnahme (1869-1887) der österreichisch-ungarischen Monarchie (1867 Ausgleich mit Ungarn) erfasste in rund 20 Jahren das gesamte Staatsgebiet einschließlich Bosnien-Herzegowina (über 676 000 km2) auf der Basis der dritten Triangulierung (ab 1862) und eines Präzisionsnivellements (ab 1875) als Messtischaufnahme (1 : 25 000) mit Höhenmessung. Die Veröffentlichung der Ergebnisse führte zur ersten metrischen Maßstabsreihe eines Großraumes: Spezialkarte 1 : 75 000 (Böschungsschraffen mit Höhenlinien, 752 Blätter, erste Auflage 1873-1889 durch Heliogravüre); später auch Publikation der mehr als 3 000 Aufnahmeblätter 1 : 25 000 durch Photolithographie; abgeleitete Generalkarte 1 : 200 000 (Böschungsschraffen, vierfarbig, 265 Blätter, ab 1889), Übersichtskarten 1 : 750 000 (45 Blätter, 1882-1886, bzw. 12 Blätter, unvollendet, ab 1899).
Zeitgleich entstanden auch bemerkenswerte österreichische Seekarten: Aufnahme des Adriatischen Meeres (1866-1873) unter T. v. Oesterreicher und Veröffentlichung der Seekarten durch das Hydrographische Amt der Kriegsmarine.
Die gestiegenen Anforderungen an großmaßstäbige Kartenwerke durch Verkehrs- und Siedlungsentwicklung sowie den frühen Alpentourismus führten 1896 zur Vierten Landesaufnahme (Präzisionsaufnahme), deren erste Periode 1915 zu Ende ging. Sie war gekennzeichnet durch die tachymetrische Entfernungsmessung, vervollkommnete trigonometrische Höhenmessung sowie die terrestrische Photogrammetrie für topographische Aufnahmen im Hochgebirge (erste Versuche in der Hohen Tatra). 1896-1899 erfolgte die photogrammetrische Aufnahme im Küstenland, in den Julischen Alpen und in Südtirol mittels Messtischphotogrammetrie.
Um 1910 war Wien ein europäisches Zentrum photogrammetrischer Aufnahme- und Auswertetätigkeit, hier hatte E. v.  Orel den "Autostereographen" zur linienweisen Auswertung (einschließlich geometrisch exakter Höhenlinien) von Stereobildpaaren entwickelt, hier erfand Th. Scheimpflug 1899 das Prinzip der Doppelprojektion, das nach 1918 zur Basis des Baus von Universalauswertegeräten wurde und hier fand 1913 der erste Internationale Kongress für Photogrammetrie statt. 1910 erfolgte in Wien die Aufstellung der ersten Offsetdruckmaschine (vgl. Offsetdruck) des Kontinents, der sieben weitere folgten; während des Ersten Weltkriegs wurden 65 Mio. Kartenblätter gedruckt. Nach 1918 übertrugen Experten des Wiener Militärgeographischen Instituts diese technischen Verfahren in die Nachfolgestaaten der österreichisch-ungarischen Monarchie sowie nach Italien, Spanien, in die Türkei und nach Brasilien.
Nach der Gründung entsprechender staatlicher und privater Einrichtungen, wie der Direktion der administrativen Statistik 1840, der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 1847, der Geologischen Reichsanstalt 1849, der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik 1851, der 1. Professur für Geographie an der Universität Wien 1851, der Geographischen Gesellschaft in Wien 1856, des Österreichischen Alpenvereins 1862, erfuhr auch die österreichische thematische Kartographie mit geologischen und ethnographischen Karten, Landwirtschafts- und Bevölkerungskarten sowie Industrie- und Handelskarten in Farbendruck einen beachtlichen Aufschwung. Nach der Wiener Weltausstellung (1873) erschien in Wien der Fachatlas "Atlas der Urproduktion Oesterreichs" (1878) und mit dem "Physikalisch-statistischen Handatlas von Österreich-Ungarn" (E.  Hölzel, 1882-1887) der erste österreichische thematische Nationalatlas.
Die österreichische Verlagskartographie erlebte durch den Ausbau des Bildungswesens einen beachtlichen Aufschwung. Führende Positionen erlangten Artaria & Co. (Schulkarten, Eisenbahnkarten und Touristenkarten, Wien), J. Felkl (Globen in vielen Sprachen, Prag), E. Hölzel (Schulatlanten, Olmütz, später Wien), A. Hartleben (u. a. Handatlanten, Wien) und G. Freytag-Berndt. Nach Gründung des Österreichischen Alpenvereins 1862, seit 1873 vereinigt zum Deutschen und Österreichischen Alpenverein, begannen spezielle topographische Aufnahmen von Hochgebirgsmassiven und die Herstellung detaillierter Hochgebirgskarten, ab 1891 in Reliefkarten-Manier, ab 1900 mit plastisch wirkender Felszeichnung, ab 1936 mit Höhenlinien im Fels (Alpenvereinskarten, Alpenvereinskartographie); meist 1 : 50 000.
Zwischen 1870 und 1918 erreichte auch die österreichische Expeditionskartographie durch die Aufnahme unerforschter Räume in Europa und Übersee herausragende Leistungen: Paraguay durch F. Wisner v. Morgenstern (nach 1873), die Ostküste Grönlands (1869/70) und das Franz-Josef-Land (1874) durch J. Payer, Usambara (1889) und die Insel Sansibar (1897) durch O. Baumann und weitere.
Nach der Auflösung des Militärgeographischen Instituts 1920 und der Gründung des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen (BEV) in Wien 1923 konzentrierte sich die amtliche topographische österreichische Kartographie mit Datenerfassung und kartographischer Darstellung auf die Fläche der Republik Österreich (rund 84 000 km2). Im Rahmen der 1915 unterbrochenen Vierten Landesaufnahme, von der 1918 nur 6 % auf die neue Staatsfläche entfielen, entschied man sich 1928 mit der Schaffung neuer mehrfarbiger Kartenwerke 1 : 25 000 (Originalkarte) und 1 : 50 000 (Spezialkarte) in neuem Blattschnitt und Benennungssystem (seit 1933) für eine neue Maßstabreihe, von der aber bis zum Zweiten Weltkrieg (1939-1945) nur rund 20 % fertiggestellt werden konnten.
Nach 1945, der Wiedererrichtung des BEV und der Erlangung des Staatsvertrages (1955) kam es zu Grundsatzentscheidungen, die die amtliche Kartographie Österreichs in der 2. Hälfte des 20. Jhs. prägten: Einführung der Aerophotogrammetrie als ausschließliches Aufnahmeverfahren, Auflassung des Originalkartenwerks 1 : 25 000, Schaffung eines neuen homogenen Originalkartenwerks 1 : 50 000 (ÖK 50, 213 Blätter, 1959-1989, 3 verschiedene Ausgaben), Produktion eines Folgekartenwerks 1 : 200 000 (ÖK 200, 23 Blätter, 1963-1992, 2 verschiedene Ausgaben) und Ableitung einer Übersichtskarte 1 : 500 000 (ÖK 500, 1 Blatt, 1968, 4 verschiedene Ausgaben). Seit Fertigstellung werden alle drei Kartenwerke laufend aktualisiert und seit Mitte der 1970er Jahre durch die Kartenwerke ÖK 25 V (Vergrößerungen des Maßstabs 1 : 50 000) sowie ÖK 100 V und ÖK 300 V (im Auftragsverfahren) ergänzt. Mitte der 1990er Jahre wurde die Produktion auf digitale Verfahren umgestellt und der Gerätepark ausgetauscht. Ab dem Jahr 2000 wird die ÖK 50 auf einen neuen Kartenschnitt im UTM-System ausgerichtet (künftig 191 Blätter).
Mitte der 1970er Jahre begann die amtliche österreichische Kartographie mit dem Aufbau einer Geländehöhendatenbank zwecks rascher Erstellung von Orthophotos und der Herstellung der Österreichischen Luftbildkarte 1 : 10 000, die vor allem der Raumordnung und Raumplanung dient (bis Ende 2000 ca. 95 % der Staatsfläche erfasst). Von Mitte der 1980er Jahre bis Beginn der 1990er Jahre entstanden zusätzliche Blätter der Österreichischen Basiskarte 1 : 5 000 (bestehend aus den Elementen Orthophoto, Höhenlinien und Katasterlineament).
1993 starteten im BEV in Wien die Arbeiten zum Aufbau digitaler topographischer und kartographischer Datenbanken. Im Jahr 2000 verfügt die amtliche österreichische Kartographie über 1. das digitale Landschaftsmodell (DLM), bestehend aus einem digitalen Situationsmodell (DSM) und einem digitalen, durch photogrammetrische Auswertung erstellten Geländehöhenmodell (DHM, vgl. digitales Höhenmodell) (Geländehöhendaten in durchschnittlich 50 m Punktabstand) und 2. kartographische Modelle (KM) nach den gescannten Originalfolien der staatlichen Kartenwerke (Rastermodelle) als KM 50, KM 200 und KM 500.
Im Rahmen der Teilnahme Österreichs an der "Partnerschaft für den Frieden" wurden in den Jahren 1997-1999 die Militärkarten Österreichs bezüglich Referenzellipsoid, Kartennetzentwurf und Blattschnitt den europäischen Standards unterworfen, die ab 2000 auch für die ÖK 50 gelten werden. 1999 erschienen die staatlichen Kartenwerke unter der Bezeichnung 2000 "Austrian Map" als CD-ROM (in blattschnittfreier Form mit Suchfunktionen). Ab 15.11. sind die topographischen österreichischen Kartenwerke online unter http://www.austrianmap.at abrufbar. Das BEV ist seit 1998 unter http://bev.gv.at erreichbar.
Die thematische Kartographie erreichte im 20. Jh. in der Atlaskartographie beachtliche Leistungen. Erste komplexe Regionalatlanten entstanden in der Zwischenkriegszeit: Kärntner Heimatlas (Wien 1925), Burgenland (Wien 1941). In den 1950er Jahren fortgesetzt mit: Atlas von Niederösterreich und Wien (Wien 1951-1958), Salzburg-Atlas (Salzburg 1955), Atlas der Steiermark (Graz 1953-1970), Atlas von Oberösterreich (Linz 1958-1970), Tirol-Atlas (Innsbruck 1969-1999), Landeskundlicher Flugbildatlas Salzburg (Salzburg 1976-1981). Den Gesamtstaat repräsentierte der komplexe "Atlas der Republik Österreich" (Wien 1960-1980), gefolgt vom "Atlas zur räumlichen Entwicklung Österreichs" (Wien, ab 1984), dem staatsübergreifenden "Atlas der Donauländer" (Wien 1970-1989) und als Folgeprojekt dem "Atlas Ost- und Südosteuropa" (Wien, ab 1989); aufwendige Fachatlanten mit umfangreichen Kommentaren sind der "Österreichische Volkskundeatlas" (Wien 1959-1979) und der "Historische Atlas von Wien" (Wien, ab 1981).
In der österreichischen Verlagskartographie erzwangen beträchtliche Marktverluste in der Zwischenkriegszeit Firmenzusammenschlüsse, die mehrsprachige Produktion, insbesondere von Schulatlanten, blieb zunächst erhalten.
Seit 1945 vertreten zwei Firmen die österreichische Verlagskartographie erfolgreich: das Geographische Institut E. Hölzel mit Schulatlanten, Stadtplänen und Straßenkarten sowie jüngst elektronischen Medien und die Kartographische Anstalt Freytag-Berndt und Artaria KG (beide Wien) mit Stadtplänen, Wander-, Rad- und Freizeitkarten sowie Autokarten und -atlanten neben Österreich und Nachbarländern auch für Süd- und Südosteuropa, Teile Afrikas, den Nahen und Mittleren Osten und Südostasien. Seit den 1980er Jahren trat der Verlag Schubert & Franzke (St. Pölten) hinzu, spezialisiert auf Rad- und Reitkarten sowie Stadtund Ortspläne. Die Firma Geospace GmbH (Salzburg) stellt seit den 1980er Jahren Satellitenbildkarten und Satellitenbildatlanten her ("Österreich – Satelliten-Bild-Atlas" 1988).
Die wissenschaftliche österreichische Kartographie ist in Wien konzentriert. Von 1969-1994 bestand ein "Institut für Kartographie" der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, das Forschungsprojekte und praktische Kartenbearbeitungen durchführte sowie die "Forschungen zur Theoretischen Kartographie" (Wien, 1971-1988, 9 Bände) und "Berichte und Informationen" (Wien, 1977-1994, 24 Hefte) publizierte.
In den 1970er Jahren konnten sowohl an der Technischen Universität Wien (Vertiefungsrichtung) als auch an der Universität Wien (eigener Studienzweig "Kartographie") spezielle Ausbildungsrichtungen eingerichtet werden. Hier entstanden seit den 1960er Jahren Standardwerke, wie das "Handbuch der thematischen Kartographie" von E. Arnberger (Wien 1966), die Enzyklopädie "Die Kartographie und ihre Randgebiete", herausgegeben von E. Arnberger (Wien, 1975-1989, sechs Titel in acht Bänden), "Atlantes Austriaci", herausgegeben von I. Kretschmer und J. Dörflinger (Wien 1995) sowie die Reihe "Wiener Schriften zur Geographie und Kartographie" (Wien, ab 1988, bisher 13 Bände). Die Österreichische Kartographische Kommission veröffentlicht den jährlichen Nationalbericht seit 1975 in den Kartographischen Nachrichten.

Literatur: [1] ARNBERGER, E. u. KRETSCHMER, I. (1975): Wesen und Aufgaben der Kartographie – Topographischen Karten. Wien. [2] DÖRFLINGER, J. u. a. (1977): Descriptio Austriae. Österreich und seine Nachbarländer im Kartenbild. Wien. [3] HASSINGER, H. (1949): Österreichs Anteil an der Erforschung der Erde. Wien; (1956): 150 Jahre staatliches Vermessungswesen in Österreich. Wien; (1966): 125 Jahre Hauptgebäude des BEV. Festschrift. Wien; (1967): 150 Jahre Österreichischer Grundkataster. Wien; (1970): Die amtliche Kartographie Österreichs. Wien; (1999): 75 Jahre BEV. Festschrift. Wien.

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