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Lexikon der Kartographie und Geomatik: Raumkognition

Raumkognition, E spatial cognition, Zweig der Kognitionswissenschaft, der sich mit der Aufnahme, Speicherung (mentale Repräsentation), Organisation und Transformation räumlicher Information bzw. räumlichen Wissens befasst. Sowohl für Menschen als auch für Tiere sind diese Fähigkeiten notwendig, um grundlegende und höhere kognitive Prozesse auszuführen. Die Forschung zur Raumkognition befasst sich dabei mit dem physikalisch-geographischen Raum, wie er vom Menschen wahrgenommen wird, nicht mit räumlicher Information, die durch Messgeräte zugänglich ist. Ein wichtiges Unterscheidungskriterium für raumkognitive Prozesse sind unterschiedliche Maßstabsbereiche, die mit entsprechenden Räumen korrespondieren. Mit Montello (1993) können diese Räume in einen figuralen, einen Vista-, einen Umgebungs- und einen geographischen Raum eingeteilt werden. Der figurale Raum ist kleiner als der Beobachter, z. B. die Anordnung von Tassen auf einem Tisch, der Vista-Raum kann von einem Standpunkt aus ohne Eigenbewegung überblickt werden, der Umgebungsraum kann durch Eigenbewegung erfahren werden und der geographische Raum ist nur indirekt durch Medien zugänglich. Für all diese Räume müssen spezifische Eigenschaften in bezug auf raumkognitive Fragestellungen, z. B. Referenzsysteme, beachtet werden. Drei grundsätzliche theoretische Interessen stehen dabei im Vordergrund: 1. Prozesse, die benutzt werden, um räumliches Wissen im Gedächtnis zu enkodieren. 2. Die Natur mentaler Repräsentationen. 3. Dekodierungsprozesse, die zusammen mit internen Repräsentationen benutzt werden, um Entscheidungen zu treffen.
Fundamental für den Bereich der Raumkognition ist die Repräsentation räumlichen Wissens (Wissensrepräsentation), die die Grundlage für andere Bereiche wie Objekterkennung, Navigation, Wegfinden oder qualitatives räumliches Schließen darstellt. Da in unserem täglichen Leben ständig eine Interaktion und Bezugnahme zum Raum stattfindet, ist Raumkognition von besonderer Bedeutung. Der Mensch ist verankert in Raum und Zeit mit der Folge, dass sich Raumkonzepte überall wiederfinden, z. B. im menschlichen Handeln oder in der Kommunikation.
Erkenntnisse aus der Raumkognitionsforschung finden Eingang in künstliche Systeme (Computerprogramme). Zu diesen Systemen gehören neben verschiedenen Roboteranwendungen auch Geoinformationssysteme. Die Modellierung und Formalisierung menschlicher Schlussprozesse führt zu einem tieferen Verständnis der Gestaltung dieser Systeme, sowie der Möglichkeit, Anwendungen intuitiver und benutzerfreundlicher zu gestalten. Auf diese Weise entsteht eine neue Generation von Geoinformationssystemen, die es ungeübten Nutzern ohne viel Trainingsaufwand gestattet, alltägliche Probleme zu lösen (vgl. künstliche Intelligenz, Umweltwahrnehmung).

AKL

Literatur: [1] FREKSA, C. & HABEL, C. (1990): Repräsentation und Verarbeitung räumlichen Wissens. Berlin. [2] MONTELLO, D.R. (1993): Scale and multiple psychologies of space. In: Frank, A.U. & Campari, I. (Eds.): Spatial information theory: A theoretical basis for GIS. Berlin.

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JBN

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KGR

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Prof. Dr.-Ing. Bernhard Heck, Universität Karlsruhe, Geodätisches Institut

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Dr. Frank Heidmann, Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, Stuttgart

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RST

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