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Lexikon der Mathematik: Galilei, Galileo

Physiker, Mathematiker, Astronom, geb. 15.2.1564 Pisa, gest. 8.1.1642 Arcetri bei Florenz.

Galilei, Sohn eines Musikgelehrten, studierte in Pisa erst Medizin, dann Mathematik und Naturwis-senschaften. Ab 1589 lehrte er Mathematik in Pisa, ab 1592 Mathematik und Naturwissenschaften in Padua.

Galilei begann seine wissenschaftliche Laufbahn mit der Aufnahme und Weiterentwicklung antiker Ideen. Aus dem Werk des Archimedes erweiterte er dessen hydrostatische Ideen zur Methode der vir-tuellen Geschwindigkeiten und Momente (1612). Die Schriften des Aristoteles gaben ihm die Anregung zu seinen fundamentalen Untersuchungen über den freien Fall (1604 erstmals Fallgesetze).

Ab etwa 1609 erreichte die wissenschaftliche Arbeit Galileis neue Dimensionen. In diesem Jahr erfand er das holländische Fernrohr nach und bemerkte ab 1610 die Jupitermonde, die Oberflächenstruktur des Mondes, die Existenz „zahlloser“ Sterne in der Milchstraße und die Lichtphasen der Venus. Begünstigt wurde die astronomische Tätigkeit durch seine Stellung als Hofmathematiker in Florenz (ab 1610). Seine astronomischen Forschungen führten zum Konflikt mit der katholischen Kirche, der nach seiner Schrift „Dialog über die hauptsächlichsten Weltsysteme…“ (1632) eskalierte. Galilei wurde als Vertreter der verbotenen kopernikanischen Lehre, der er seit etwa 1597 anhing, vor das Inquisitionsgericht gezerrt und 1633 zum Widerruf seiner astronomischen Lehren gezwungen. Als Gefangener der Inquisition verbrachte Galilei die letzten Jahre seines Lebens. Auch nach dem Widerruf setzte Galilei seine Arbeiten fort, entdeckte die Libration des Mondes und begründete 1638 mit den „Untersuchungen und mathematischen Demonstrationen …“ die Festigkeitslehre und die mathematisch einwandfreie Theorie von Wurf und Fall.

Das Gesamtwerk des Galilei hat die Verselbständigung der Naturwissenschaften grundlegend befördert und die experimentelle Methode etabliert. Bei Galilei finden sich schon Überlegungen zu Vorstufen der Infinitesimalmathematik und über das „Unendliche“. Das enge Verhältnis von Mathematik und Naturwissenschaften wurde so auf eine neue Stufe gehoben.

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  • Die Autoren
- Prof. Dr. Guido Walz

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