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Lexikon der Mathematik: Nemorarius, (de Nemore), Jordanus

Mathematiker und Naturforscher, lebte um 1220.

Über das Leben des Nemorarius ist nichts bekannt. Sicher scheint aber zu sein, daß er nicht mit Jordanus Saxo identisch war. Nemorarius gehörte zu den bedeutendsten Mathematikern des Mittelalters, in seinen Werken sind starke griechische und arabische Einflüsse nachweisbar.

In seinem Werk „Elementa Jordani super demonstrationem ponderum“ griff Nemorarius Ideen des Aristoteles und des Archimedes auf, entwickelte neue Sichtweisen auf die Prinzipien der „virtuellen Verschiebung“ und der „virtuellen Geschwindigkeiten“ und wandte diese auf die Hebelgesetze und die Gesetze der schiefen Ebene an. Er begründete damit die mittelalterliche Statik. Besonders Leonardo da Vinci zeigte sich stark von ihm beeindruckt. Nemorarius hatte Vorstellungen von einer lageunabhängigen „Schwere“, die etwa der (heutigen) potentiellen Energie im Schwerefeld entspricht.

Seine „Demonstratio de algorismo“, gedruckt 1534 in Nürnberg, war eines der verbreitetsten Werke der spätmittelalterlichen Mathematik. Darin wurde das Rechnen mit ganzen Zahlen beschrieben, es wurde die Bestimmung von Quadrat- und Kubikwurzeln gezeigt und das Gesetz der Kommu- tativität der Multiplikation ganzer Zahlen ausgesprochen.

In der „Demonstratio de minutiis“ erläuterte Nemorarius das System der Sexagesimalbrüche und gab Regeln für das als sehr schwierig angesehene Bruchrechnen an. Die „Arithmetica decem libris demonstrata“ erklärte arithmetische Eigenschaften der (ganzen) Zahlen und führte systematisch allgemeine Buchstabenbezeichnungen für die Zahlen ein. Diese Symbole hatten dabei rein arithmetische Bedeutung. In der berühmten Schrift „De numeris datis“ wurden lineare Gleichungen, lineare Gleichungssysteme, quadratische Gleichungen und Gleichungssysteme behandelt.

Die vorgegebenen Beispiele wurden erst allgemein gelöst und dann in konkreten Zahlen interpretiert, ein algebraischer Kalkül ist nur in Ansätzen erkennbar. In seiner Schrift über Dreiecke („De triangulis“) beschrieb er die verschiedenen Arten von Dreiecken, erläuterte die Teilung von Strecken und die Zerlegung von Dreiecken, löste elementare Konstruktionsaufgaben, stellte aber auch die Würfelverdopplung und die Winkeldreiteilung (Verwendung der Kreiskonchoide) dar. In einem weiteren Werk soll Nemorarius die stereographische Projektion vorgestellt haben.

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  • Die Autoren
- Prof. Dr. Guido Walz

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