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Lexikon der Mathematik: Papyrus Rhind

eine der Hauptquellen unserer Kenntnis der Mathematik im alten Ägypten.

Der Papyrus wurde angeblich um 1850 in den Ruinen von Theben entdeckt. Der britische Rechtsanwalt und Ausgräber Alexander Henry Rhind (1833–1863), der sich 1855/56 und 1856/57 in Ägypten aufhielt, kaufte ihn in Luxor, Rhinds Testamentvollstrecker wiederum verkaufte zwei Teile des „Papyrus Rhind“ 1865 an das Britische Museum in London. Einige Fragmente aus dem Text zwischen den beiden Teilen wurden 1922 in New York aufgefunden, sie waren 1862/63 von dem amerikanischen Händler Edwin Smith in Luxor erworben worden. Die erste Veröffentlichung des Textes erfolgte 1877, die erste vollständige Textausgabe mit Kommentar gab es 1923.

Der Schreiber des „Papyrus Rhind“ soll der Kopist Ahmes (16. Jh. v.Chr.) gewesen sein, der den Text von einer älteren Vorlage aus dem 17. Jh. v.Chr. abgeschrieben hat. Im Papyrus Rhind finden wir das ägyptische Zahlensystem und die Durchführung der elementaren Rechenoperationen für positive ganze Zahlen, wobei die Multiplikation auf die Addition, die Division auf die Approximation des Dividenden durch Vielfache bzw. Teile des Divisors zurückgeführt wurden. Charakteristisch für die Rechentechnik war das fortgesetzte Verdoppeln und Halbieren, Quadrieren und Radizieren sind durch einfache Zahlenbeispiele belegt. Für das Rechnen mit positiven rationalen Zahlen war ein kompliziertes Verfahren über das ausschließliche Verwenden von Stammbrüchen in Gebrauch.

Im „Papyrus Rhind“ findet man die Lösung linearer Gleichungen, die Berechnung einfachster Flächen (Rechteck, Dreieck, Trapez), einfachster Körper (Würfel, Kreiszylinder), und die Behandlung arithmetischer und geometrischer Reihen.

Die Berechnungen sind niemals „allgemein“, sondern immer an konkrete Zahlenwerte gebunden und behandeln die praktischen Probleme, die im Verwaltungswesen (Feldmessung, Steuern und Abgaben, Bauwesen) auftraten.

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  • Die Autoren
- Prof. Dr. Guido Walz

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