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Lexikon der Mathematik: Qin Jiushao

chin. Mathematiker und Astronom, geb. 1202 Anyue (Provinz Sichuan, China), gest. 1261 Meizhou (Guangdong, China).

Qin Jiushao war der Sohn eines hohen akademischen Titelträgers der kaiserlichen Staatsprüfung und studierte selbst am Astronomischen Amt in Hangzhou, der Hauptstadt der Südlichen Song-Dynastie. Er erlernte auch literarische Künste und war versiert in pianli Prosa, einer höchst verkünstelten und in antithetisch gebauten Satzgliedern strukturierten Schreibweise, die sich von den Prosagedichten der Han-Zeit herleitete.

1219 trat Qin der Armee als Führer einer territorialen Freiwilligeneinheit bei und half, eine lokale Rebellion zu unterdrücken. Der Sieg der Mongolen über die Jin-Dynastie 1234 vertrieb ihn in südwestlichere Provinzen, wo er diverse Beamtenpositionen innehatte, bis hin zum Provinzgouverneur von Qiongzhou.

1247 veröffentlichte er seine heute noch erhaltene „Mathematik in Neun Kapiteln“ (chin. Shushu jiu zhang). 1258 wurde er aufgrund von Anschuldigungen der Bestechung aus dem Staatsdienst entlassen und schließlich nach Meizhou verbannt, wo er 1261 verstarb.

Die „Mathematik in Neun Kapiteln“ enthält mathematische, astronomische und meteorologische Probleme, die methodologisch vorwiegend aufgrund ihrer Lösungsmethoden für numerische Polynomialgleichungen beliebigen Grades und Probleme der unbestimmten Analysis Beachtung fanden. Zu Qins Zeit wurden Gleichungen durch eine positionelle Schreibweise repräsentiert, d. h., die Koeffizienten eines Polynoms wurden in vertikaler Anordnung notiert. Unbestimmte Probleme der Kalenderrechnung, wie zum Beispiel Planetenkonjunktionen, wurden von Qin Jiushao durch den chinesischen Restsatz gelöst. Die Entwicklung dieser Methode ist aber verschollen, man kennt lediglich frühere Kongruenzaufgaben aus dem „Mathematischen Klassiker von Meister Sun“ (chin. Sunzi suanjing, ca. 400), die auf heute unverständliche Weise gelöst wurden.

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  • Die Autoren
- Prof. Dr. Guido Walz

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