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Lexikon der Mathematik: Snellius, Willebrord

Snel van Royen, Snell van Royen, niederländischer Mathematiker, Physiker, Astronom, geb. 1580 Leiden, gest. 30.10.1626 Leiden.

Snellius war der Sohn eines Mathematikprofessors der Universität Leiden. Er studierte Jura in Leiden, wandte sich aber unter dem Einfluß der niederländischen Mathematikerschule bald der Mathematik zu, und lehrte ab 1600 kurzzeitig selbst an der Universität Leiden Mathematik.

Wenig später verließ er jedoch seine Heimatstadt, besuchte zu Studienzwecken Würzburg, Prag, Tübingen, Altdorf, Paris, Kassel, und die Schweiz. Nach Leiden zurückgekehrt (1604) übersetzte er mathematische Werke und bemühte sich um die Rekonstruktion der Bücher des Apollonius über ebene Örter. Der dritte Teil dieser „Wiederherstellung“ wurde am bekanntesten („Apollonius batavus“, 1608).

Nach dem Tode seines Vaters übernahm er dessen Lehrverpflichtungen und erhielt 1610 auch dessen Professur. Snellius gab ab 1613 mathematische Werke des Petrus Ramus (1515-1572) heraus, verfaßte eine Schrift über Geldwährungen (1613) und übersetzte Schriften Ludolf van Ceulens ins Lateinische. Sein Kommentar dazu enthielt einige neue Formeln zur Berechnung von Vielecken. Ab 1615 beschäftigte er sich mit der Längenbestimmung, entwickelte die Methode der Triangulation neu und bestimmte 1617 die Entfernung von Alkmaar nach Bergen-op-Zoom („Eratosthenes batavus“, 1617), später auch die Entfernungen anderer Städte voneinander. Bei der Lösung der Aufgabe, den Ort seines Hauses aus den Entfernungen des Hauses von drei Kirchen in Leiden zu bestimmen, entwickelte er das „Rückwärtseinschneiden“. Snellius veröffentlichte 1618 astronomische Beobachtungen von Jost Bürgi und Tycho Brahe, eigene Kometenbeobachtungen (1619), und erwies sich dabei als Anhänger des geozentrischen Weltsystems. Darüber hinaus verbesserte er die Näherungen für π mittels Polygonen auf eine Genauigkeit von sieben Stellen nach dem Komma.

Snellius‘ Schrift über Navigation („Tiphys batavus“, 1624) führte den Begriff Loxodrome ein und enthielt Betrachtungen über sehr kleine sphärische Dreiecke, die teilweise zu den Vorläufern infinitesimaler Überlegungen gerechnet werden. In zwei weiteren Werken behandelte er die ebene und die sphärische Trigonometrie (1626, 1627).

Snellius‘ bekannteste Leistung, die Formulierung des Brechungsgesetzes, stammt aus der Zeit um 1621, wurde aber erst seit 1662 aus seinem Manuskript öffentlich bekannt. Sie war das Ergebnis ausgedehnter literarischer Studien, u. a. der Werke Keplers.

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  • Die Autoren
- Prof. Dr. Guido Walz

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