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Lexikon der Mathematik: Zadeh, Lotfi A.

amerikanischer Informatiker und Mathematiker, geb. 4.2.1921 Baku (Aserbaidschan).

Zadeh begann das Studium der Elektrotechnik 1940 in Teheran und wechselte nach dem Zweiten Weltkrieg an die Columbia Universität (USA), wo er 1949 mit einer Arbeit über „Frequency analysis of timevarying networks“ promovierte. Seit 1959 ist Zadeh Professor am Fachbereich für Elektrotechnik und Informatik der Universität von Kalifornien in Berkeley. Gegenwärtig ist er außerdem Direktor des BISC (Berkeley Initiative in Soft Computing).

Die Systemtheorie und deren Anwendung war der Kernbereich von Zadehs erster Forschungsperiode; international bekannt sind z. B. die mit J.R. Ragazzine verfaßte Verallgemeinerung von Wieners Voraussagetheorie und das gemeinsam mit C.A. Desoer 1963 veröffentlichte Buch „Linear system theorie – the state space approach“, das als Standardwerk auf dem Gebiet des „Optimal Control“ gilt.

Mit der Veröffentlichung des Aufsatzes „Fuzzy sets“ in der Zeitschrift Information and Control im Jahre 1965 eröffnete Zadeh ein neues Teilgebiet der Mathematik. Mit dem Konzept der Fuzzy-Menge, einer Menge mit unscharfen Rändern, schuf er eine Basis für eine formale Beschreibung von Unschärfe. Mit der Fuzzy-Mengen-Theorie lassen sich linguistische Variable mathematisch modellieren. Das erlaubt somit eine bessere Modellierung des menschlichen Denkens und einen qualitativen Zugang zur Analyse komplexer Systeme.

Obgleich Zadehs unorthodoxe Ideen anfänglich auf viel Skepsis stießen, gewannen sie im Laufe der Jahre immer größere Akzeptanz und Anwendungen in zahlreichen Gebieten, z. B. in der Mustererkennung, der industriellen Prozeßsteuerung und der Entscheidungsunterstützung. Kerngebiete seiner aktuellen Forschungen sind Fuzzy-Logik und Soft Computing. Zadeh hat intensiv auf einem breit angelegten Forschungsgebiet publiziert, das die Konzeption, das Design und die Analyse von (intelligenten) Informationssystemen umfaßt. Bei 55 wissenschaftlichen Zeitschriften ist er Herausgeber, Mitherausgeber, Ehrenherausgeber oder Mitglied des Beirates.

Für seine Forschungen erhielt er zahlreiche Ehrungen, unter anderem 14 Ehrendoktorwürden von Universitäten in Nordamerika, Asien und Europa. Er wurde mit zahlreichen wissenschaftlichen Preisen und Medaillen geehrt, unter anderem 1996 mit dem Okawa Preis, der Edward Feigenbaum Medal der International Society for Intelligent Systems (1998), und der IEEE Millenium Medal 2000.

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  • Die Autoren
- Prof. Dr. Guido Walz

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