Lexikon der Neurowissenschaft: Automatismen
Automatismen, Automatien, E automatisms, allgemein Bezeichnung für nicht bewußt beeinflußte, spontan und oft rhythmisch ablaufende Vorgänge oder Bewegungsabläufe, wobei der Begriff je nach Forschungsrichtung in seiner Bedeutung leichten Veränderungen unterliegt. 1) In der Biologie unterscheidet man angeborene Automatismen, wie Herzschlag, Atmung oder Instinkthandlungen, die nicht vom Bewußtsein oder Willen beeinflußt werden, und erlernte Automatismen (Handlungsweisen wie Gehen). Die angeborenen Automatismen bilden zusammen mit den unbedingten Reflexen die Grundlage tierischen Verhaltens, indem durch neurale Koordination dieser Vorgänge bestimmte Bewegungsabläufe zu einer räumlich und zeitlich geordneten Gesamttätigkeit verknüpft werden. Die Auslösung der Automatismen erfolgt endogen, ist aber auch durch Außenreize möglich; die Weiterleitung zu den Erfolgsorganen (z.B. Muskeln) vollzieht sich immer automatisch. Die meisten Automatismen sind reflektorisch beeinflußbar (z.B. Herzschlagerhöhung über den Sympathicus). 2) In der Psychologie werden unter Automatismen vorwiegend eingeübte Handlungsabfolgen oder Bewegungsabläufe verstanden, die als Folge einer Automatisierung durch längere Phasen der Wiederholung nicht mehr der bewußten und willentlichen Kontrolle bedürfen. Entsprechende Prozesse auf der Sinnes- und kognitiven Ebene werden ebenfalls als Automatismen bezeichnet. 3) In der Psychiatrie bezieht sich der Begriff vor allem auf krankhaft vom Willen abgeschirmte, auffällige oder fremdartig wirkende, gegebenenfalls unmotivierte Handlungen. 4) In der Medizin werden unter Automatismen vorwiegend stereotyp ausgeformte Bewegungen innerhalb psychomotorisch krankhafter Anfälle verstanden. Im Falle einer selbständig ablaufenden Organfunktion spricht man hier ebenfalls von Automatismus, wie z.B. Herzautomatismus. Sprachautomatismen, Verbigeration.
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