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Lexikon der Neurowissenschaft: Jung

Jung, 1) Carl Gustaf, Schweizer Psychologe und Psychiater ( siehe Abb. ), *26.7.1875 Keswil (Schweiz), †6.6.1961 Küsnacht; ab 1900 Assistent von E. Bleuler an der Psychiatrischen Klinik in Burghölzli bei Zürich, 1905 dort Oberarzt; Habilitation und Professor für Psychiatrie in Zürich. 1907-13 arbeitete er mit S. Freud zusammen, mit dem er sich jedoch wegen unterschiedlicher Auffassungen über das Wesen und die Bedeutung des Unbewußten überwarf. Jung sah im Unbewußten ein Kraftfeld des Lebendig-Beseelten und verknüpfte es nicht mit der Vorstellung der Verdrängung. Auch beschränkte er die "Libido" nicht wie Freud auf die Sexualität, sondern sah in ihr eine dem Menschen eigene Lebenskraft, die einer umfassenden Sphäre des "kollektiven Unbewußten" entspringt. Hintergründe hierfür fand er in asiatischen und afrikanischen Weltauffassungen. Infolgedessen suchte er in der geistig-seelischen Daseinsweise des Menschen eine archaische, magische oder mythologische Struktur. Diese tiefenpsychologische Auffassung legte er seinem psychotherapeutischen Vorgehen zugrunde. Gegenüber diesem seelischen Tiefenwesen vernachlässigte er die leibliche Existenz des Patienten und interessierte sich kaum für die am Körper angreifenden Behandlungsverfahren wie Bewegungstherapie, Gymnastik, Atembehandlung usw. Werke (Auswahl): "Diagnostische Assoziationsstudien" (1906), "Psychologische Symbole der Libido" (1912), "Die Psychologie der Übertragung" (1936), "Von den Wurzeln des Bewußtseins" (1954).

2) Richard, deutscher Neurologe und Neurowissenschaftler ( siehe Abb. ), *27.7.1911 Frankenthal, †25.7.1986 Aachen. 1929-1934 Medizinstudium an den Universitäten Wien, Freiburg, Paris, Berlin und München; 1935 neuropathologische Promotion bei H. Spatz in München; nach 2 Jahren Ausbildung am Institute of Neurological Diseases in London Arbeit bei W.R. Hess an der Universität Zürich, wo er mit implantierten Elektroden bei wachen Tieren Hirnreizungen und lokalisierte Hirnläsionen durchführte. Ab 1938 leitete er die Neurophysiologische Abteilung der Psychiatrischen und Nervenklinik, ab 1948 die Abteilung für Klinische Neurophysiologie und ab 1968 die Neurologische Universitätsklinik in Freiburg. Sein Ziel war die Integration von Neurophysiologie und klinischer Neurologie. Er erweiterte die EEG-Untersuchungen (Elektroencephalogramm) u.a. durch extrazelluläre Mikroelektrodenableitungen bei hirnchirurgischen Eingriffen am Menschen. 1951 begann er Untersuchungen über die Neurophysiologie und Psychophysik des Sehens und 10 Jahre später über das motorische Lernen. 1960/61 beteiligte er sich an der Gründung der International Brain Research Organization und unterhielt enge Beziehungen zu den führenden Neurowissenschaftlern aller Länder. Seine Klinik und seine Laboratorien wurden zu einem Ausbildungs- und Forschungszentrum deutscher Neurologen und Neurophysiologen. Jung verfaßte zahlreiche Handbuchartikel. Werke (Auswahl): "Correlation of bioelectrical and autonomic phenomena with alterations of consciousness and arousal in man" (Symposium, Oxford 1954); "Neurophysiologische Grundlagen des Verhaltens: Neuronale Mechanismen der Sensomotorik" (In: Psychiatrie der Gegenwart, Bd. I/1, 1967); "The extrapyramidal motor system" (mit R.R. Hassler, in: Handbook of Physiology, Sect. 1. Washington 1960).



C.G. Jung

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