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Lexikon der Neurowissenschaft: Mikrowellen

Mikrowellen [von griech. mikros = klein], E microwaves, elektromagnetische Wellen mit Wellenlängen zwischen ca. 1 mm und etwa 100 cm; finden Anwendung beim Fernsehen, Radar, Richtfunk, Satellitenfunk u.a. In neuerer Zeit wird zunehmend die Wirkung von Mikrowellen auf lebende Organismen untersucht. Im Gegensatz zu früherer Meinung zeigen Mikrowellen selbst schwacher Intensität (z.B. < 10 mW/cm2) biologische Wirkungen: die Einstrahlung von Millimeterwellen beeinflußt z.B. (frequenzabhängig) die Wachstumsgeschwindigkeit von Hefen und Kressewurzeln sowie die Genaktivität von Riesenchromosomen bei Zuckmücken. Die diesen Effekten zugrundeliegenden Wirkungsmechanismen sind zur Zeit noch ungeklärt. Auch gibt es bisher noch keine eindeutigen Hinweise auf eine eventuelle Gefährdung von Mensch und Umwelt durch Mikrowellen. Letzteres ist aufgrund der rasanten Verbreitung von Mobiltelefonen (Handys) immer wieder in der Diskussion. So wurde z.B. vermutet, daß die Handystrahlung zu Tumoren in Kopfbereich führen könne. Ein Zusammenhang zwischen bösartigen Gewebswucherungen und mobilem Telefonieren ist aber nicht eindeutig nachgewiesen. Dagegen ist das Risiko, in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden, bei Benutzung eines Handys beim Autofahren viermal höher, selbst mit Freisprechanlage. In Einzelfällen kommt es ferner zu störenden Interferenzen bei Herzschrittmachern, was zu unterschiedlichen Symptomen führen kann. Dies tritt allerdings nur auf, wenn sich das Handy in direkter Nähe zum Schrittmacher befindet, z.B. in einer Hemdtasche. – Generell kann zwischen thermischen und nicht-thermischen Effekten elektromagnetischer Strahlung unterschieden werden. Die Absorption in einem Körper erhöht lokal die Temperatur, was z.B. in Küchenmikrowellen gezielt genutzt wird. Die abgestrahlte Leistung eines Handys beträgt aber nur ein Hundertstel bis Tausendstel der Leistung einer Küchenmikrowelle, entsprechend beträgt die Temperaturerhöhung bei Benutzung eines Mobiltelefons auch über einen längeren Zeitraum meist nicht mehr als ein Grad Celsius. Da die Durchblutung des Gewebes für einen schnellen Temperaturausgleich mit der Umgebung sorgt, erscheint ein thermischer Effekt in diesem Bereich als unkritisch. Bei den nicht-thermischen Auswirkungen ist die Frequenz der Wellen von Bedeutung. Für die beiden GSM-Netze in Deutschland werden Trägerfrequenzen von 900 bzw. 1800 MHz genutzt. Die Sendeleistung erfolgt aber gepulst, was zu weiteren Frequenzen im Bereich von einigen wenigen bis zu einigen hundert Hertz führt. Es kann nun zu Interferenz- oder Resonanzphänomenen kommen, da sich informationsverarbeitende Prozesse im Körper z.T. mit ähnlichen Frequenzen abspielen. Im Elektroencephalogramm (EEG) konnten tatsächlich bei Probanden, die Handystrahlung ausgesetzt waren, deutliche Abweichungen vom Normalzustand gezeigt werden. Eventuell könnten so Mikrowellenstrahlungen z.B. zu epileptischen Anfällen führen. Bei Kindern wird besonders vor der Handybenutzung gewarnt, da ihre Kopfgröße Resonanzen von Mikrowellenstrahlung begünstigt und der Schädelknochen dünner und damit leichter von der Strahlung zu durchdringen ist.

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