Lexikon der Neurowissenschaft: Olive
Olive w [von latein. oliva = Olive, Ölbaum], Oliva, Corpus olivarium, E olive, 1) untere Olive, Oliva inferior, E inferior olive, Vorwölbung seitlich der Pyramiden im verlängerten Mark (Myelencephalon) der Säugetiere und des Menschen. Im Schnittbild erkennt man, daß die Vorwölbung durch ein hufeisenförmiges, gefälteltes Kerngebiet verursacht ist. Dieses wird untergliedert in den Olivenhauptkern, Nucleus olivaris inferior (principalis) und die beiden Olivennebenkerne, Nucleus olivaris accessorius medialis und posterior; diese 3 Kerne bilden gemeinsam die untere Olive. Diese entsendet ihre Fasern als Tractus olivocerebellaris ausschließlich zum Kleinhirn; diese Fasern sind die sogenannten Kletterfasern, deren einzige Quelle die untere Olive ist. Während der Entwicklung sind diese Kletterfasern dafür verantwortlich, daß die Purkinje-Zellen ihren Dendritenbaum ausbilden. Die Olive integriert und übermittelt dem Kleinhirn Impulse aus dem Rückenmark, aus dem Motorcortex und, mit dem Nucleus ruber als Zwischenstation, aus dem extrapyramidalen System. Die Verbindungen sind streng somatotopisch organisiert (Somatotopie). Schädigung der unteren Olive oder ihrer Fasern führt zu unwillkürlichem Zittern (Tremor): Daraus kann geschlossen werden, daß die Olive bei der zeitlichen Koordination von Bewegungsabläufen eine wichtige Rolle spielt. 2) obere Olive, Nucleus olivaris superior, E superior olive, Kern in der Brücke (Metencephalon), nahe dem Trapezkörper gelegen, der zum auditorischen System (Hörbahn) gehört. Der Kern hat einen hufeisenförmigen, gefältelten Aspekt ähnlich der unteren Olive, gehört aber nicht zu dieser. In der oberen Olive enden Fasern aus den Kernen der Cochlea. Sie selbst entsendet das olivocochleäre Bündel zurück in das Innenohr und kontrolliert im Sinne eines Reflexbogens die Empfindlichkeit der dortigen Sinneszellen (Haarzellen, Corti-Organ).
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