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Lexikon der Neurowissenschaft: Syphilis

Syphilis w [benannt nach dem Hirten Syphilus (= Schweinefreund) in dem Lehrgedicht "Syphilis sive morbus Gallicus" von G. Fracastoro di Verona (1478-1553)], Lues, Lues venerea, harter Schanker, Lustseuche, E syphilis, weltweit verbreitete, chronische Infektionskrankheit, die durch den Erreger Treponema pallidum verursacht wird (entdeckt durch Schaldin und Hoffmann 1905). Die Übertragung erfolgt in 90% der Fälle durch Geschlechtsverkehr, die Syphilis unterliegt dem Gesetz zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten. Besonders die gefürchteten späten Stadien sind heute selten. Man trennt die erworbene (Lues aquisita) von der angeborenen Syphilis (Lues connata) ab ( siehe Zusatzinfo ). Ferner wird ein Früh- (Primär- und Sekundärstadium) und ein Spätstadium (Tertiär- und Quartärstadium) unterschieden. – Das Primärstadium manifestiert sich ca. 3 Wochen nach Infektion durch ein hartes Geschwür (Schanker) zumeist am Genitale und wird ca. 8 Wochen nach Infektion von allgemeiner Lymphknotenschwellung gefolgt. Das Sekundärstadium entwickelt sich meist 8 bis 12 Wochen nach Infektion und ist durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Hauterscheinungen gekennzeichnet, wie z.B. unscharf begrenzte depigmentierte Flecken, Haarausfall, ringförmig bläulich verfärbte Hautblüten, Papeln usw. In 1% der Fälle tritt eine frühluetische Meningitis auf (Meningitis). Nach zunächst spontaner Rückbildung (Lues latens) kommt es nach ca. 2 bis 5 oder mehr Jahren bei einem Teil der Patienten zum Tertiärstadium, das durch derbe braune Knoten in der Haut mit aufbrechenden Geschwüren (Gummen) gekennzeichnet ist, besonders an Gaumen, Oberlippe und Nase. Bei Befall der inneren Organe erfolgt Gummenbildung in den Organen, am häufigsten in der Aorta, aber auch im Zentralnervensystem (ZNS). – 5-10 Prozent aller unbehandelter Infizierter entwickeln im Spätstadium mit einer Latenz von 5-20 Jahren verschiedene Manifestationen im ZNS (Neurosyphilis); diese wurden früher wegen der langen Latenz als Quartärstadium klassifiziert, werden heute aber i.d.R. dem Tertiärstadium subsumiert: man unterscheidet die meningovaskuläre Syphilis (basale Meningitis, Hirnischämie, chronische Meningoencephalitis), die progressive Paralyse (Persönlichkeitsveränderung, Demenz, psychotische Symptome), die Tabes dorsalis (Rückenmarksschwindsucht; Verlust der Tiefensensibilität mit Ataxie und destruierender Arthropathie, Reflexverlust) und die gummöse Neurosyphilis (Gummata im ZNS bzw. Rückenmark). Selten ist die spinale Syphilis unter dem Bild der Myelitis oder einer degenerativen Systemerkrankung. Pupillenstörungen sind häufig. – Der Nachweis erfolgt durch direkten Erregernachweis mittels Dunkelfeldmikroskopie, durch serologische Komplementbindungsreaktionen und Antikörpertests und andere. Die Therapie der Syphilis erfolgt mit Penicillin.

Syphilis

Die Syphilis kann intrauterin ab dem 5. Schwangerschaftsmonat übertragen werden und so zur fetalen Syphilis führen, die den Körper des Kindes mit Spirochäten in fast allen Organen überschwemmt und so im 7.-8. Monat zur Totgeburt führt. Lebendgeborene haben eine angeborene Syphilis (Syphilis congenita, Syphilis connata), die in zwei Varianten in Erscheinung tritt: 1) Manifestation im Neugeborenenalter (Syphilis connata praecox) mit möglichen Veränderungen an Haut- und Schleimhaut, Knochen, inneren Organen und ZNS, selten auch Meningoencephalitis. 2) Die Lues connata tarda manifestiert sich im Schulkindalter, u.a. mit Labyrinthtaubheit und Chorioretinitis. Selten ist eine juvenile Manifestation als Neurosyphilis.

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