Lexikon der Neurowissenschaft: Tetanus
Tetanusm [von griech. tetanos = Spannung, Starrkrampf], Etetanus, 1) Muskelkrampf, z.B. bei Tetanie; 2)Wundstarrkrampf,Starrkrampf, eine durch den Tetanusbacillus (Clostridium tetani, Clostridienneurotoxine) hervorgerufene Infektionskrankheit mit einer Inkubationszeit von 4-21 Tagen (im Extremfall bis zu 60 Tagen), die – unbehandelt – bei Menschen und Haustieren oft zum Tode führt. Ein Toxin (Neurotoxine) des Tetanuserregers, das Oligopeptid Tetanospasmin (Tetanustoxine, Exotoxine), dringt von der Eintrittspforte (Wunde, Nabel bei Neugeborenen) aus entlang der peripheren motorischen Nerven ins Zentralnervensystem vor und bindet an die motorischen Ganglien von Rückenmark und Myelencephalon. Ist es einmal fixiert, läßt es sich nicht mehr neutralisieren. Es blockiert präsynaptisch die Freisetzung der inhibitorischen Transmitter (Glycin im Rückenmark, GABA im Hirnstamm). Dadurch erfolgt eine Hemmung der Renshaw-Zellen, und es kommt zu einer generalisierten tonischen Spastik, zu der intermittierend tonische Krämpfe hinzutreten. Erste Symptome eines Tetanus sind eine Kieferklemme (Trismus), Schluckbeschwerden und Spasmen der Gesichtsmuskulatur (Risus sardonicus). Später können durch geringe äußere Reize (Luftzug, Geräusche) schmerzhafte Krämpfe ausgelöst werden, die lebensbedrohlich sind, wenn sie die Atem- oder Kehlkopfmuskulatur betreffen. Da inhibitorische Synapsen des vegetativen Nervensystems ebenfalls blockiert werden, resultiert eine Übererregbarkeit des Sympathicus mit lebensgefährlichen Krisen, die an ein Phäochromocytom erinnern. Sie sind auch die häufigsten Ursachen für einen tödlichen Verlauf (20-40%), zumal man die respiratorischen Probleme mit Beatmung und Muskelrelaxierung heute gut kontrollieren kann. Die Vorbeugung gegen Wundstarrkrampf besteht in aktiver Immunisierung mit Auffrischungsimpfungen alle 10 Jahre. Nach Verletzungen wird bei unklarem Tetanusschutz aktiv und passiv (mit Immunglobulinen) geimpft. Bei manifestem Tetanus wird ebenfalls Tetanusimmunglobulin verabreicht, mit dem Ziel, noch nicht gebundenes Toxin abzufangen.
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