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Lexikon der Optik: Aphakie

Aphakie, Linsenlosigkeit, angeborenes oder erworbenes Fehlen der Augenlinse. Bei sonst regelrechtem Augenbau hat die A. eine Hyperopie (Übersichtigkeit) von etwa 12 dpt zur Folge, wobei eine Akkommodation nicht möglich ist.

Angeborene A. ist die Folge einer fehlerhaften Ausbildung des embryonalen Augenbechers oder fehlerhafter Weiterentwicklung der Linsenanlage und meist mit groben Entwicklungsfehlern des Augapfels verbunden.

Erworbene A. ist der Zustand nach einer operativen Entfernung der Augenlinse. Diese wird entfernt, wenn sie durch Verletzung zerstört wurde oder wenn sie getrübt ist (grauer Star).

Nach der operativen Entfernung der Augenlinse wirkt nur noch das Hornhautsystem mit einem Brechwert von 43,05 dpt. Im Falle der Linsenlosigkeit ergibt sich für das Gullstrand-Auge mit 54,71 dpt eine Fernpunktrefraktion von 11,66 dpt. Das Auge wird also um 11,66 dpt übersichtig. Aufgrund der physiologischen Streubreite der Augapfelmaße sowie infolge von Operationseinflüssen auf den Augenbau schwankt die praktisch erreichbare Fernpunktrefraktion zuvor rechtsichtiger Augen in der Praxis postoperativ zwischen +10,0 und +13,0 dpt.

Funktionseinschränkungen bei A.: Wesentlichster Nachteil ist der Verlust der Fähigkeit zur Akkommodation. Er kann, wenn auch nur unvollkommen, derzeit am besten durch Gleitsichtbrillen kompensiert werden.

Ein weiterer funktioneller Nachteil ist die Aufhebung der UV-Filterwirkung der Augenlinse, wodurch die Netzhaut einer erhöhten UV-Belastung ausgesetzt wird. Daher müssen die angewendeten optischen Sehhilfen entsprechende Filtereigenschaften im UV-Bereich aufweisen.

Außerdem kann nach dem Entfernen der als gelbbraunes Farbfilter wirkenden getrübten Augenlinse eine Farbensehstörung (Blausehen) auftreten.

Bei der Korrektion der A. durch Brillengläser treten Vergrößerungen der Netzhautbilder von bis zu 30% auf sowie ungewohnte Augendrehwinkel beim Blicken, ringförmige Gesichtsfelddefekte (Ringskotome) und erhebliche Abbildungsfehler. Darum wird der Korrektion der A. durch implantierte künstliche Augenlinsen (intraokulare Linse) und Kontaktlinsen der Vorzug gegeben. Der Zustand nach Implantation einer intraokularen Linse wird als Pseudophakie bezeichnet.

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