Direkt zum Inhalt

Lexikon der Optik: Atomoptik

Atomoptik, eine sehr junge und sich schnell entwickelnde Disziplin der Atomphysik, in der die Welleneigenschaften der Materie dazu benutzt werden, um "Optik" – in völliger Analogie zur konventionellen (Licht-)Optik – zu treiben. Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung der Elektronen- und der Neutronenoptik. Die A. beruht auf dem quantenmechanischen Sachverhalt, daß einem mit einer Geschwindigkeit v sich bewegenden Teilchen der Masse m eine Wellenlänge der Größe Λ=h/(mv), die sogenannte de-Broglie-Wellenlänge, zuzuschreiben ist (h Plancksches Wirkungsquantum). Monochromasie bedeutet daher in der A. das Vorliegen einer gut definierten Geschwindigkeit. Dies läßt sich mit Methoden der Laserkühlung (Lichtdruck) erreichen. Um die Wellenlänge nicht zu klein werden zu lassen, müssen die Atome sehr langsam sein. Extrem kleine Geschwindigkeiten lassen sich dadurch erzielen, daß man eine magnetooptische Falle (Lichtdruck) öffnet und die dort eingefangenen Teilchen sich unter der Einwirkung der Schwerkraft bewegen läßt.

Eine wesentliche Voraussetzung für eine A. ist die Verfügbarkeit von Anordnungen, die die Rolle der bekannten optischen Elemente spielen können. Tatsächlich ist dieses Problem zufriedenstellend gelöst worden. So eignet sich als Sammellinse einer der Bäuche einer stehenden (durch einen Spiegel in sich reflektierten) langwelligen Laserwelle. Des weiteren lassen sich mit der modernen Mikrofabrikationstechnologie Fresnelsche Zonenplatten für Atomstrahlen herstellen. Als ein geeigneter Spiegel hat sich die inhomogene (quergedämpfte) Lichtwelle erwiesen, die sich bei der inneren Totalreflexion eines Laserstrahls an der Grenzfläche zwischen einem dielektrischen Medium wie Glas und dem Vakuum in letzterem ausbildet. Als ein Gitter wiederum wirkt eine stehende Laserwelle (Kapitza-Dirac-Effekt), und ein Strahlteiler wird durch eine resonante laufende Laserwelle in Gestalt eines π/2-Impulses (kohärente Wechselwirkung) realisiert. Die Atome werden dann in eine quantenmechanische Superposition des Grundzustandes und des angeregten Zustandes überführt, wobei dem letzteren – dank des bei der Absorption erfolgten Rückstoßes – eine veränderte Ausbreitungsrichtung zukommt.

Mit den genannten atomoptischen Elementen lassen sich im besonderen Atominterferometer verwirklichen. Mit ihnen wurde z.B. der Sagnac-Versuch wiederholt. Die A. ist im Vergleich zur konventionellen Optik deswegen besonders attraktiv, weil die Atome eine Ruhmasse haben, was die Untersuchung von Gravitationseffekten ermöglicht, und überdies innere Freiheitsgrade besitzen, die gezielt angeregt werden können. So wurde z.B. experimentell nachgewiesen, daß spontane Emission der Atome die Sichtbarkeit des Interferenzmusters verschlechtert.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Die Autoren
Roland Barth, Jena
Dr. Artur Bärwolff, Berlin
Dr. Lothar Bauch, Frankfurt / Oder
Hans G. Beck, Jena
Joachim Bergner, Jena
Dr. Andreas Berke, Köln
Dr. Hermann Besen, Jena
Prof. Dr. Jürgen Beuthan, Berlin
Dr. Andreas Bode, Planegg
Prof. Dr. Joachim Bohm, Berlin
Prof. Dr. Witlof Brunner, Zeuthen
Dr. Eberhard Dietzsch, Jena
Kurt Enz, Berlin
Prof. Joachim Epperlein, Wilkau-Haßlau
Prof. Dr. Heinz Falk, Kleve
Dr. Wieland Feist, Jena
Dr. Peter Fichtner, Jena
Dr. Ficker, Karlsfeld
Dr. Peter Glas, Berlin
Dr. Hartmut Gunkel, Berlin
Dr. Reiner Güther, Berlin
Dr. Volker Guyenot, Jena
Dr. Hacker, Jena
Dipl.-Phys. Jürgen Heise, Jena
Dr. Erwin Hoffmann, Berlin (Adlershof)
Dr. Kuno Hoffmann, Berlin
Prof. Dr. Christian Hofmann, Jena
Wolfgang Högner, Tautenburg
Dipl.-Ing. Richard Hummel, Radebeul
Dr. Hans-Jürgen Jüpner, Berlin
Prof. Dr. W. Karthe, Jena
Dr. Siegfried Kessler, Jena
Dr. Horst König, Berlin
Prof. Dr. Sigurd Kusch, Berlin
Dr. Heiner Lammert, Mahlau
Dr. Albrecht Lau, Berlin
Dr. Kurt Lenz, Berlin
Dr. Christoph Ludwig, Hermsdorf (Thüringen)
Rolf Märtin, Jena
Ulrich Maxam, Rostock
Olaf Minet, Berlin
Dr. Robert Müller, Berlin
Prof. Dr. Gerhard Müller, Berlin
Günter Osten, Jena
Prof. Dr. Harry Paul, Zeuthen
Prof. Dr. Wolfgang Radloff, Berlin
Prof Dr. Karl Regensburger, Dresden
Dr. Werner Reichel, Jena
Rolf Riekher, Berlin
Dr. Horst Riesenberg, Jena
Dr. Rolf Röseler, Berlin
Günther Schmuhl, Rathenow
Dr. Günter Schulz, Berlin
Prof. Dr. Johannes Schwider, Erlangen
Dr. Reiner Spolaczyk, Hamburg
Prof. Dr. Peter Süptitz, Berlin
Dr. Johannes Tilch, Berlin (Adlershof)
Dr. Joachim Tilgner, Berlin
Dr. Joachim Träger, Berlin (Waldesruh)
Dr. Bernd Weidner, Berlin
Ernst Werner, Jena
Prof. Dr. Ludwig Wieczorek, Berlin
Wolfgang Wilhelmi, Berlin
Olaf Ziemann, Berlin


Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.