Direkt zum Inhalt

Lexikon der Optik: Augenlinse

Augenlinse, 1) Okular.

2) hinter der Iris befindliche Bikonvexlinse (s. Farbtafel ). Die A. trägt zu rund einem Drittel des Gesamtbrechwertes des Auges bei. Durch Veränderung ihrer Krümmung ist sie in der Lage, den Brechwert des Auges an unterschiedliche Einstellentfernungen anzupassen.

Die A. ist von der Linsenkapsel umgeben, unter deren Vorderfläche sich das Linsenepithel befindet. Dieses verfügt in Äquatornähe innerhalb der germinativen Zone über teilungsfähige Zellen. Aus ihnen bilden sich durch kontinuierliche Zellteilungen die Linsenfasern. Bei Geburt liegen rund 1,7 Millionen Linsenfasern vor. Bis zum 80. Lebensjahr hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt. Durch die stetige Bildung neuer Linsenfasern wird die A. ständig dicker (appositionelles Wachstum). Im Zentrum der A. befindet sich der Linsenkern, der definitionsgemäß die Linsenfasern enthält, die bei der Geburt bereits vorhanden waren, zusätzlich der Linsenfasern, die bis zum 10. Lebensjahr hinzugekommen sind. In jungen Jahren ist der Linsenkern sehr elastisch. Mit zunehmendem Alter verhärtet er sich. Diese sogenannte Kernsklerose wird für die Entstehung der Alterssichtigkeit oder Presbyopie mitverantwortlich gemacht.

Da sich die Linse im Kammerwasser, einem optischen Medium mit einer im Vergleich zu Luft hohen Brechzahl von 1,336 befindet, kann sie nur einen nennenswerten Brechwert erzielen, wenn ihre Brechzahl deutlich höher ist als die des Kammerwassers. Die Linse weist eine gradientenförmig verlaufende Brechzahl auf (Abb.). Während in der äußersten Linsenrinde die Brechzahl zur Vermeidung störender Reflexion an der Linsenoberfläche der Brechzahl des Kammerwassers entspricht, nimmt die Brechzahl zum Inneren der Linse stetig zu. Im Kern beträgt die Brechzahl 1,416. Dieser gradientenförmige Verlauf der Brechzahl ist als einer der Kompensationsmechanismen des Auges zur Verminderung der sphärischen Aberration anzusehen. Die Größe der Brechzahl steht im Zusammenhang mit der Proteinkonzentration der Linse. In der Linsenrinde liegt der Proteingehalt zwischen 20% und 27%, während er im Kern auf 32% ansteigt. Damit ist die Linse das proteinreichste Gewebe des gesamten Körpers. Der hohe Proteingehalt macht die Linse aber auch anfällig für Linsentrübungen (Katarakt), da Proteine zur Denaturierung neigen.



Augenlinse: Brechzahl als Funktion des Abstandes vom Linsenmittelpunkt (nach Piersonec et al., Am. J. Optom. Physiol. Opt. 65, 481, 1988).–16 Jahre, – ·· – 56 Jahre.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Die Autoren
Roland Barth, Jena
Dr. Artur Bärwolff, Berlin
Dr. Lothar Bauch, Frankfurt / Oder
Hans G. Beck, Jena
Joachim Bergner, Jena
Dr. Andreas Berke, Köln
Dr. Hermann Besen, Jena
Prof. Dr. Jürgen Beuthan, Berlin
Dr. Andreas Bode, Planegg
Prof. Dr. Joachim Bohm, Berlin
Prof. Dr. Witlof Brunner, Zeuthen
Dr. Eberhard Dietzsch, Jena
Kurt Enz, Berlin
Prof. Joachim Epperlein, Wilkau-Haßlau
Prof. Dr. Heinz Falk, Kleve
Dr. Wieland Feist, Jena
Dr. Peter Fichtner, Jena
Dr. Ficker, Karlsfeld
Dr. Peter Glas, Berlin
Dr. Hartmut Gunkel, Berlin
Dr. Reiner Güther, Berlin
Dr. Volker Guyenot, Jena
Dr. Hacker, Jena
Dipl.-Phys. Jürgen Heise, Jena
Dr. Erwin Hoffmann, Berlin (Adlershof)
Dr. Kuno Hoffmann, Berlin
Prof. Dr. Christian Hofmann, Jena
Wolfgang Högner, Tautenburg
Dipl.-Ing. Richard Hummel, Radebeul
Dr. Hans-Jürgen Jüpner, Berlin
Prof. Dr. W. Karthe, Jena
Dr. Siegfried Kessler, Jena
Dr. Horst König, Berlin
Prof. Dr. Sigurd Kusch, Berlin
Dr. Heiner Lammert, Mahlau
Dr. Albrecht Lau, Berlin
Dr. Kurt Lenz, Berlin
Dr. Christoph Ludwig, Hermsdorf (Thüringen)
Rolf Märtin, Jena
Ulrich Maxam, Rostock
Olaf Minet, Berlin
Dr. Robert Müller, Berlin
Prof. Dr. Gerhard Müller, Berlin
Günter Osten, Jena
Prof. Dr. Harry Paul, Zeuthen
Prof. Dr. Wolfgang Radloff, Berlin
Prof Dr. Karl Regensburger, Dresden
Dr. Werner Reichel, Jena
Rolf Riekher, Berlin
Dr. Horst Riesenberg, Jena
Dr. Rolf Röseler, Berlin
Günther Schmuhl, Rathenow
Dr. Günter Schulz, Berlin
Prof. Dr. Johannes Schwider, Erlangen
Dr. Reiner Spolaczyk, Hamburg
Prof. Dr. Peter Süptitz, Berlin
Dr. Johannes Tilch, Berlin (Adlershof)
Dr. Joachim Tilgner, Berlin
Dr. Joachim Träger, Berlin (Waldesruh)
Dr. Bernd Weidner, Berlin
Ernst Werner, Jena
Prof. Dr. Ludwig Wieczorek, Berlin
Wolfgang Wilhelmi, Berlin
Olaf Ziemann, Berlin


Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.