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Metzler Lexikon Philosophie: Aristokratie

(griech. aristoi: die Besten; kratein: herrschen), bezeichnet in der antiken Lehre der Herrschaftsformen die Herrschaft einiger weniger und steht damit systematisch zwischen Monarchie und Demokratie, der Herrschaft eines einzelnen bzw. aller. Zugleich ist der Begriff normativ besetzt: für Aristoteles etwa bedeutet A. die Herrschaft der Besten, die ausgewogen, maßvoll und traditionsbewusst zum Wohle aller regieren, und gilt damit als ideale Herrschaftsform. Jedoch sieht er die Gefahr, dass die herrschende Gruppe zunehmend die eigenen Interessen in den Vordergrund rückt und die A. in die egoistische Herrschaft einer Minderheit (Oligarchie) umzuschlagen droht. Eine Sonderform der A. ist die Timokratie. – Historisch stellt die A. eine Frühform staatlicher Herrschaft dar, die sich beispielsweise in den griechischen Stadtstaaten aus dem Verfall der Monarchien seit dem 8. Jh. v. Chr. entwickelt und erst am Ende des 6. Jh. durch die Demokratie teilweise verdrängt wird. Auch die italienischen Stadtrepubliken und die deutschen Reichsstädte in der frühen Neuzeit sind aristokratisch organisiert; stark ausgeprägte aristokratische Elemente finden sich etwa in der römischen Republik, deren Verfassung politische Privilegien für das Patriziat sichert, und in den ma. Feudalstaaten, die alle wichtigen Ämter dem Adel vorbehalten. In all diesen Fällen bilden sich fest umrissene soziale Gruppen (Adel, Nobilität, Patriziat), deren Zugehörigkeit in der Regel nur aufgrund von Geburt und Vererbung erworben werden kann und deren nicht nur politische, sondern vor allem auch ökonomische Privilegien gesetzlich verankert und institutionell abgesichert sind. Ihren Sonderstatus behauptet die A. – in der Neuzeit etabliert sich der Terminus als allgemeine Bezeichnung für den Adel, steht also nicht mehr nur für die spezifische Herrschaftsform – in den meisten (west-)europäischen Staaten über die Phase des absoluten Königtums hinaus bis in die konstitutionellen Monarchien des 19. Jh.s. Grundsätzlich in Frage gestellt wird die Legitimation ererbter Vorrechte jedoch in der französischen Revolution und in den radikaldemokratischen Theorien des 19. Jh.

Literatur:

  • W. Conze u.a.: Adel, Aristokratie. In: Geschichtliche Grundbegriffe. Hg. v. O. Brunner/W. Conze/R. Koselleck. Bd. 1. Stuttgart 1972.

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Herausgegeben von Peter Prechtl (†) und Franz-Peter Burkard.

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