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Metzler Lexikon Philosophie: Gewinnstrategie

in einem Spiel ein Verfahren, das bei allen Spielzügen der Gegner zum Gewinn führt. In manchen Spielen gibt es keine determinierte G., aber eine optimale gemischte Strategie, bei der man seine Spielzüge mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten zu wählen hat. In P. Lorenzens (zur Begründung der Logik eingeführten) Dialogspielen bestimmt die Existenz einer G. für eine Formel, ob sie allgemeingültig, allgemein ungültig, erfüllbar oder widerlegbar ist. VP Gewissen, bezeichnet ein das eigene Urteilen und Handeln moralisch wertendes (Mit-)Wissen. Im G. nimmt der Einzelne Distanz zu sich ein, um zu prüfen, auf welche Weise moralisch relevante Entscheidungen und Handlungen zustandegekommen sind. Je nachdem, ob diese Prüfung nach den zugrundegelegten Kriterien positiv oder negativ ausfällt, empfindet der Einzelne ein »schlechtes« oder »gutes« G. Wie die Wortbildung mit dem Präfix »Ge-» schon anzeigt, handelt es sich beim G. um die Vorstellung eines zusammenfassenden, versammelnden Wissens, das sowohl die persönlichen Motivationen, die bestehenden moralischen Maßstäbe bzw. Normen und die Gegebenheiten der konkreten Situation abwägend umgreift. Es bezieht sich dabei auf die Integrität der eigenen Haltung. – Das griech. syneidesis bezeichnet das auf das eigene Verhalten bezogene Wissen, auch bereits in der Bedeutung ›moralisch wertendes Bewusstsein‹. Neben dem lat. conscientia gelangte in der ma. Tradition der Begriff »Synteresis« (durch einen Abschreibfehler anstelle von syneidesis) in die Diskussion um die Rolle des G.s. So unterscheidet etwa Thomas v. Aquin die Synteresis als praktische Vernunft, d.h. das Wissen von den Prinzipien, von der conscientia als deren Anwendung auf die Einzelfälle. – In der neuzeitlichen Diskussion ist der Gewissensbegriff umstritten. Kant sieht die Aufgabe des G.s nicht im Beurteilen der Moralität einer Handlung, sondern der Sorgfältigkeit der Prüfung. Unterschiedliche Ansichten bestehen darüber, ob das G. nur formal urteilt oder Inhalte hervorbringt, ob es rational oder intuitiv vorgeht, ob es irren kann oder unfehlbar ist. Kritisch wird das G. dort beurteilt, wo es vor allem als Sprachrohr gesellschaftlicher Konventionen gilt, als verinnerlichte Instanz sozialer Zwänge, die den einzelnen von unerwünschtem Verhalten abbringen soll. So sieht Nietzsche im G. eine Krankheit, die eine Zurückwendung des Aggressionstriebes auf das eigene Ich darstellt. Für Freud zeigt sich das G. als eine ins Unbewusste verlagerte Funktion des Über-Ichs, durch die das Ich überwacht wird. – Die psychologische Sicht des G.s macht deutlich, dass es wohl berechtigt ist, zwischen einem »autoritären« G., das die Einhaltung sozialer Normen überwacht, und einem »autonomen« G. zu unterscheiden. Insofern geltende Normen geschichtlich-kulturell bedingt sind, kommt dem G. als individueller moralischer Instanz soziale und rechtliche Bedeutung zu, wo das ethische Bewusstsein des Einzelnen nicht mit den allgemein bestehenden Normenvorstellungen übereinstimmt (Glaubens- und Gewissensfreiheit, Verweigerung aus Gewissensgründen) oder wo es einen Normenkonflikt gibt, der nicht aufgrund allgemeinverbindlicher Maßstäbe aufgelöst werden kann, sondern eine personen- und situationsbezogene Lösung erfordert.

Literatur:

  • J. Blühdorn (Hg.): Das Gewissen in der Diskussion. Darmstadt 1976
  • H. Chadwick: Betrachtungen über das Gewissen in der griechischen, jüdischen und christlichen Tradition. Opladen 1974
  • J. Fuchs (Hg.): Das Gewissen. Vorgegebene Norm verantwortlichen Handelns oder Produkt gesellschaftlicher Zwänge? Düsseldorf 1979
  • N. Petrilowitsch (Hg.): Das Gewissen als Problem. Darmstadt 1966
  • J. Stelzenberger: Syneidesis, Conscientia, Gewissen. Paderborn 1963
  • H. G. Stoker: Das Gewissen. Bonn 1925.

FPB

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Herausgegeben von Peter Prechtl (†) und Franz-Peter Burkard.

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