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Metzler Lexikon Philosophie: Immaterialismus

(empirischer Idealismus; von lat./frz. nicht materiell, nicht stofflich, unkörperlich). I. nennt G. Berkeley seine philosophische Grundposition, derzufolge eine räumliche Außenwelt nicht existiert und es widersinnig ist, materielle Dinge als bewusstseinsunabhängige Korrelate entsprechender Vorstellungsinhalte anzunehmen. Ihr Sein besteht im Wahrgenommenwerden (Esse est percipi). Daher sind die wahrgenommenen Dinge Vorstellungen, die nur im Bewusstsein existieren. Die Konzeption des I. bietet eine neue Erklärung der Erfahrung, d.h. der Auslegung dessen, was unter der Existenz der Dinge zu verstehen ist. Der Grundsatz »Esse est percipi« gilt nach Berkeley nicht für alles Wirkliche. Es muss außer dem vorgestellten Objekt, d.h. den Ideen, noch ein Subjekt des Vorstellens geben, d.h. etwas, das die Ideen erkennt und verschiedene Tätigkeiten (Wollen, Erinnern u.a.) auf sie ausübt. Die Existenz eines vorstellenden Subjekts (Geist, Seele, Selbst) ist evident, insofern es Vorstellungsinhalte gibt. Zum Prinzip »Esse est percipi«, das Erfahrungsgegenstände betrifft, muss folglich das komplementäre Prinzip »Esse est percipere« (Sein ist Wahrnehmen) hinzukommen, das für Subjekte gilt. Demnach wird das Sein grundsätzlich in Ideen und in Geister unterschieden. Der I. richtet sich primär gegen die Annahme einer bewusstseinsunabhängigen materiellen Außenwelt und gründet in theologischen Motiven: Die These von der autarken Materie würde etwas völlig Selbständiges neben Gott zulassen und damit der Lehre von der universalen Abhängigkeit der Schöpfung vom Schöpfer widersprechen. Die Auffassung der erfahrbaren Welt der Dinge als Inbegriff der Ideen bildet den ersten Abschnitt einer umfassenderen Argumentation, deren Ergebnis der Nachweis sein soll, dass Erfahrungsgegenstände nur deshalb existieren, weil Gott (der unendliche Geist) als ihre Ursache existiert: Die Ideen können nur als überindividuelle Hervorbringungen des unendlichen Geistes im endlichen Geist geschaut werden. Da Gott der Schöpfer der Ideen ist, besteht eine Einheit aller Geister und ihrer Ideen in Gott.

Literatur:

  • G. Berkeley: A Treatise concerning the Principles of Human Knowledge. Three Dialogues between Hylas and Philonous. In: The Works (ed. A. A. Luce). Vol. 2. London 1949 (dt.: Eine Abhandlung über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis. Hamburg 1957. Drei Dialoge zwischen Hylas und Philonous. Berlin 1955)
  • H. M. Bracken: The Early Reception of Berkeley’s Immaterialism 1710–1733. Den Haag 1965
  • A. A. Luce: Berkeley’s Immaterialism London 1950
  • J. C. Tipton: Berkeley. London 1974.

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Herausgegeben von Peter Prechtl (†) und Franz-Peter Burkard.

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