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Metzler Lexikon Philosophie: Logos

(griech. logos von legein: sammeln, (auf)lesen, (auf)zählen). Der Begriff hat ein weites Bedeutungsspektrum: 1. Wort, 2. Rede, 3. (Aussage-)Satz, Urteil, Definition, 4. Erzählung, Sage, Darlegung, Rechtfertigung, 5. (Welt-)Vernunft. In diesen seinen unterschiedlichen Bedeutungen bezeichnet L. immer die Einheit von Denken und Sprache sowie dem Gegenstand, von dem die Rede und auf den das Denken gerichtet ist. So ist der L. als vernehmbarer und artikulierbarer Sinn das Medium, das den Menschen mit den Mitmenschen und der natürlichen und gegenständlichen Welt verbindet. Als logos apophantikos (aufweisender L.) lässt er die Dinge im Licht der Sprache sehen, als logos semantikos (bezeichnender L.) zeigt er ihre Bedeutung auf und als orthos logos (rechter L.) meint er ein vernunftgemäßes, ethisch richtiges Handeln. – Eine zentrale Stellung hat der Begriff L. in der Lehre Heraklits. L. bezeichnet hier ein kosmisches Prinzip, von dem sowohl alles Geschehen als auch das menschliche Denken getragen und bestimmt ist. In Einheit mit dem Begriff des pyr phronimon (besonnenes Feuer) bedeutet L. für Heraklit das Wissen um die Sinnhaftigkeit des Lebens und der Welt, die in dieser selbst liegt und die im Umgang mit Menschen und Dingen erfahren wird, aber niemals absolut bestimmt und ausgesprochen werden kann. – Während so in Heraklits Begriff des L. Rationales und Nicht-Rationales dialektisch verknüpft sind, wird der Begriff im Laufe seiner Geschichte, besonders seit Aristoteles, immer häufiger auf den Bereich der rein theoretischen Erkenntnis und damit auch auf die eindeutige Bestimmung von Gegenständen eingeengt: logos syllogistikos, Syllogismus. Damit vollzieht sich eine allmähliche Abgrenzung des Begriffs L. von dem des mythos (Mythos), der Doxa und der Aisthesis. Dieser einseitige rationale L.-Begriff liegt der Logik (logike) als der Lehre vom richtigen Denken und Schließen zugrunde. – Mit Beginn des 20. Jh. wird die in der Geschichte der Logik tradierte einseitige Auslegung des Logos-Begriffs durch die Lebensphilosophie und die Phänomenologie relativiert und teilweise aufgehoben (Heidegger, Misch, Stenzel).

Literatur:

  • A. Aall: Der Logos. Geschichte seiner Entwickelung in der griechischen Philosophie und der christlichen Litteratur. 2 Bde. (Leipzig 1896/99). Frankfurt 1968
  • H. Boeder: Der frühgriechische Wortgebrauch von Logos und Aletheia. In: Archiv für Begriffsgeschichte 4 (1959). S. 82–112
  • G. Kühne-Bertram: Logik als Philosophie des Logos. Zu Geschichte und Begriff der hermeneutischen Logik. In: Archiv für Begriffsgeschichte 36 (1993). S. 260–293
  • H. Schmalenbach: Die Idee der Logik als Philosophie vom Logos. In: Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft 3 (1943). S. 1–18
  • G. Verbeke: Art. Logos. In: HWPh 5 (1980), Sp. 491–499.

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Herausgegeben von Peter Prechtl (†) und Franz-Peter Burkard.

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