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Metzler Lexikon Philosophie: Meisterargument

Als sog. M. ist ein von Diodoros Kronos entwickeltes Argument überliefert, mit dem er seine Möglichkeitsauffassung zu begründen suchte, derzufolge nur das möglich ist, was wirklich ist oder wirklich sein wird. Nach dem Bericht des Stoikers Epiktet liegen dem M. die folgenden drei Thesen zugrunde: (1) Alles Wahre in der Vergangenheit ist notwendig. (2) Aus etwas Möglichem folgt nichts Unmögliches. (3) Es gibt etwas Mögliches, das weder wahr ist noch sein wird. Nach Epiktet hat Diodoros die ersten beiden Thesen für wahr gehalten und zu zeigen versucht, dass die dritte These mit den ersten beiden unvereinbar ist und daher falsch sein muss. Das M. ist in der Antike für die Frage nach der Willensfreiheit von großer Bedeutung gewesen, da es selbst von Diodors Gegnern als ein logisch korrektes Argument zugunsten des Determinismus aufgefasst wurde. Wer die Möglichkeitsauffassung Diodors also für falsch hielt, sah sich offenbar gezwungen, die Wahrheit einer der beiden Prämissen zu bestreiten. Die These, die Diodor mit dem M. zu begründen versucht, lässt sich auch auf folgende Weise formulieren: Möglich ist etwas nur dann, wenn es bereits der Fall ist oder in Zukunft der Fall sein wird. Alexander von Aphrodisias erläutert diese These mit dem Beispiel, dass man nur dann die Möglichkeit hat, in Korinth zu sein, wenn man bereits dort war oder irgendwann einmal dorthin kommen wird. Der Kern des M. besteht nach Sedley (S. 97 f.) darin, dass nach Diodor jede zukunftsbezogene Aussage etwas Unmögliches besagt, wenn sie eine falsche Aussage impliziert, die sich auf die Vergangenheit bezieht. Das M. setzt dabei einen Wahrheitsbegriff voraus, demzufolge eine zukunftsbezogene Aussage zu einem gegenwärtigen Zeitpunkt nur dann wahr ist, wenn das Eintreffen des vorhergesagten Ereignisses bereits in der Gegenwart unausweichlich ist.

Literatur:

  • K. Döring: Die Megariker. Kommentierte Sammlung der Testimonien. Amsterdam 1972. S. 39 ff
  • A.N. Prior: Past, Present and Future. Oxford 1967
  • D. Sedley: Diodorus Cronus and Hellenistic Philosophy. In: Proceed. of the Cambridge Philological Soc. 203. S. 74–120
  • H. Weidemann: Zeit und Wahrheit bei Diodor. In: K. Döring/Th. Ebert (Hg.): Dialektiker und Stoiker. Zur Logik der Stoa und ihrer Vorläufer. Stuttgart 1993. S. 319–329.

JH

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Herausgegeben von Peter Prechtl (†) und Franz-Peter Burkard.

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