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Metzler Lexikon Philosophie: Präsupposition

(1) In der logischen Semantik beinhaltet die P. einer Aussage, dass die in der Aussage vorkommenden Eigennamen oder Kennzeichnungen auch jeweils genau einen bestehenden Gegenstand benennen. Frege hat (Über Sinn und Bedeutung, 1892) die P. unter dem Begriff der Voraussetzung eingeführt und ihn dem Begriff der Behauptung gegenübergestellt. So setzt z.B. die Aussage »Kepler ist im Elend gestorben« die Existenz von Kepler voraus, ohne sie zu behaupten. In der weiteren Diskussion hat Strawson die Differenzierung zwischen behaupteten, implizierten und präsupponierten Behauptungen vorgeschlagen. Die P. wird durch die folgende Eigenschaft charakterisiert: Wenn eine Aussage A eine andere Aussage B präsupponiert, wird B auch von der Verneinung von A präsupponiert. (2) Der pragmatische Begriff der P. bezieht sich auf ein propositionales Verhalten. Einen Aussageinhalt (d.i. eine Proposition) im pragmatischen Sinn zu präsupponieren, heißt, seine Wahrheit für selbstverständlich anzunehmen, und beinhaltet gleichzeitig die Annahme, dass andere Personen, die in den Kontext einbezogen sind, dasselbe tun. Diese Sprecher-P. stellt die Annahme dar, dass der Aussageinhalt Teil des gemeinsamen Hintergrundwissens der Gesprächspartner ist. Die von den Teilnehmern in Sprechsituationen (wie Behaupten, Fragen, Befehlen u.a.) geteilten P.en konstituieren den gemeinsamen Kontext, d.h. sie müssen implizit angenommen sein, ehe das relevante sprachliche Geschehen vollzogen wird. Die pragmatische Satz-P. setzt den Zusammenhang zwischen einer Aussage und ihren möglichen Kontexten, in denen sie angemessen verwendet wird, voraus. Durch die P.en werden nach zwei Seiten Grenzen festgelegt: Zum einen kann man nicht behaupten, befehlen, versprechen oder vermuten, was mit dem Präsupponierten unvereinbar ist, zum anderen kann man nicht sinnvollerweise behaupten, befehlen, versprechen oder vermuten, was selbst schon präsupponiert ist. Die Menge aller P.en, die von einer Person in einem gegebenen Kontext gemacht werden, bestimmt diejenige Klasse möglicher Welten (Welt, mögliche), die mit allen P.en konsistent sind. Diese Klasse setzt die Grenze der sprachlichen Situation.

Literatur:

  • B. C. van Fraassen: Presupposition, Implication and Self Reference. In: Journal of Philosophy 65 (1968). S. 136–151
  • R. C. Stalnaker: Pragmatik. In: A. J. Schmidt (Hg.): Pragmatik I. München 1974. S. 156 ff
  • Ders.: Pragmatik. In: J. Speck (Hg.): Hb. wissenschaftstheoretischer Grundbegriffe. Bd. 2. Göttingen 1980. S. 504 f
  • P. F. Strawson: Einzelding und logisches Subjekt. Stuttgart 1972. S. 243 ff., 255 ff.

PP

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Herausgegeben von Peter Prechtl (†) und Franz-Peter Burkard.

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