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Metzler Lexikon Philosophie: Satz

(1) korrekt gebildete und in gewissem Sinne vollständige Zeichenkette einer Sprache. Für formale Sprachen lässt sich allein aufgrund syntaktischer Merkmale definieren, worin die Vollständigkeit eines S.es besteht. Für nicht-formale Sprachen gibt es neben syntaktischen Kriterien eine Reihe von semantischen und pragmatischen. So kann ein S. pragmatisch bestimmt werden als eine Zeichenkette, die in einem Sprechakt, d.h. einer Behauptung, Frage, Befehl, usw., geäußert werden kann. Semantisch wird der S. vom einzelnen Wort dadurch unterschieden, dass er nicht der Bezeichnung oder Prädikation dient. – Oft wird »S.« nur im engeren Sinne von »Aussage-S.« verstanden. Semantisch lässt sich ein Aussage-S. fixieren als eine Zeichenkette, die etwas Wahres oder Falsches sagt, einen Sachverhalt beschreibt oder – wie bei Platon, Aristoteles und auch im MA. – durch die Verknüpfung von Nomina und Verben Gegenständen Eigenschaften zuweist. Pragmatisch gesehen können Aussage-Sätze zur Kundgabe von Urteilen oder Überzeugungen verwendet werden.

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(2) Quine nimmt innerhalb seiner Theorie eine Differenzierung in Gelegenheitssätze, stehende Sätze, zeitlose Sätze, Beobachtungssätze und theoretische Sätze vor: Gelegenheitssätze sind dadurch charakterisiert, dass sie in dem zeitlichen Zusammenhang der verursachenden Stimulierung (Stimulusbedeutung) stehen, z.B. »das tut weh«, »das ist rot« oder »da ist ein Kaninchen«, d.h. die Zustimmung erfolgt nur, wenn die Frage in einem zeitlichen Zusammenhang mit der verursachenden Stimulierung steht. Den stehenden S.en kann der Sprecher wiederholt zustimmen bzw. sie ablehnen, ohne dass dafür eine gleichzeitige Stimulierung vorhanden sein müsste. Die zeitlosen S.e bilden eine Teilmenge der stehenden S.e, sie sind unabhängig von den Umständen ihrer schriftliche oder mündlichen Äußerung wahr oder falsch, bspw. die S.e der Mathematik und Physik oder Aussagen wie »am 9. Februar 1995 schneit es in Berlin«. Eine Teilmenge der Gelegenheitssätze bilden die Beobachtungssätze, die sich auf die Beschreibung von Sinnesdaten oder auf Dinge beziehen können (bspw. »da ist ein Kaninchen«). Die Darstellung Quine’s führt zu der grundlegenden Differenz zwischen Beobachtungs-/Gelegenheitssätzen, die für sich unabhängig ihre Bedeutung haben, und den stehenden Sätzen, die abhängig sind. Deshalb gesteht er nur den Beobachtungs-/Gelegenheitssätzen eine autonome empirische Bedeutung zu.

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Literatur:

  • P. Gochet: Quine zur Diskussion. Frankfurt/Berlin/Wien 1984. S. 63
  • D. Koppelberg: Die Aufhebung der analytischen Philosophie. Frankfurt 1987. S. 202 ff
  • B.L. Müller: Der Satz. Definition und sprachtheoretischer Status. Tübingen 1985
  • J. Ries: Was ist ein Satz? Prag 1931
  • E. Seidel: Geschichte und Kritik der wichtigsten Satz-Definitionen. Jena 1935
  • W. V. O. Quine: Die Philosophie der Logik. Stuttgart u. a. 1973. S. 22 f
  • Ders.: Wort und Gegenstand. Stuttgart 1980. S. 74 ff.

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Herausgegeben von Peter Prechtl (†) und Franz-Peter Burkard.

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