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Afantasie: Keine Bilder im Kopf

Manchen Menschen fehlt die bildliche Vorstellungskraft: Sie können weder das Gesicht eines Freundes noch ihr Wohnzimmer visualisieren. Welche Ursachen hat Afantasie – und lässt sie sich womöglich »behandeln«?
Ohne Vorstellungskraft

Stellen Sie sich das Gesicht einer vertrauten Person vor, etwa Ihrer Mutter. Welche Augenfarbe hat sie? Wie ist ihre Nase geformt? Hat sie Grübchen auf den Wangen? Etwa drei bis vier Prozent der Weltbevölkerung sind dazu nicht in der Lage. Diese Menschen haben Afantasie: Ihr inneres Auge ist blind.

Erstmals beschrieb Adam Zeman von der britischen University of Exeter 2010 das Phänomen. Als der Neurologe von seinem Patienten »MX« berichtete, wusste er noch nicht, wie viel Aufmerksamkeit die Publikation auf sich ziehen würde. Nach einem mutmaßlichen Schlaganfall hatte MX sein bildliches Vorstellungsvermögen verloren. Unzählige Menschen meldeten sich daraufhin bei Zeman und teilten ihm mit, dass sie ebenfalls nichts visualisieren konnten. Vielen von ihnen war es noch nie in den Sinn gekommen, dass ihre Freunde und Nachbarn Bilder im Kopf haben könnten. Aussagen wie »Ich habe ein klares Bild vor Augen« hielten sie für Metaphern, und Fantasiereisen empfanden sie als müßig. Mit den E-Mails der Betroffenen kamen die Fragen: Was genau ist Afantasie? Was sind die Ursachen? Hat das Fehlen einer so fundamentalen Fähigkeit Auswirkungen – und wenn ja, welche? ...

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  • Quellen

Milton, F. et al.: Behavioral and neural signatures of visual imagery vividness extremes: Aphantasia vs. hyperphantasia. Cerebral Cortex Communications 2, 2021

Monzel, M. et al.: Memory deficits in aphantasics are not restricted to autobiographical memory. Perspectives from the dual coding approach. Journal of Neuropsycholog 16, 2021

Pearson, J.: The human imagination: The cognitive neuroscience of visual mental imagery. Nature Reviews Neuroscience 20, 2019

Suggate, S. P., Martzog, P.: Screen-time influences children’s mental imagery performance. Developmental Science 23, 2020

Zeman, A. et al.: Loss of imagery phenomenology with intact visuo-spatial task performance: A case of ›blind imagination‹. Neuropsychologia 48, 2010