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Afantasie: Keine Bilder im Kopf

Manchen Menschen fehlt die bildliche Vorstellungskraft: Sie können weder das Gesicht eines Freundes noch ihr Wohnzimmer visualisieren. Welche Ursachen hat Afantasie – und lässt sie sich womöglich »behandeln«?
Ohne Vorstellungskraft

Stellen Sie sich das Gesicht einer vertrauten Person vor, etwa Ihrer Mutter. Welche Augenfarbe hat sie? Wie ist ihre Nase geformt? Hat sie Grübchen auf den Wangen? Etwa drei bis vier Prozent der Weltbevölkerung sind dazu nicht in der Lage. Diese Menschen haben Afantasie: Ihr inneres Auge ist blind.

Erstmals beschrieb Adam Zeman von der britischen University of Exeter 2010 das Phänomen. Als der Neurologe von seinem Patienten »MX« berichtete, wusste er noch nicht, wie viel Aufmerksamkeit die Publikation auf sich ziehen würde. Nach einem mutmaßlichen Schlaganfall hatte MX sein bildliches Vorstellungsvermögen verloren. Unzählige Menschen meldeten sich daraufhin bei Zeman und teilten ihm mit, dass sie ebenfalls nichts visualisieren konnten. Vielen von ihnen war es noch nie in den Sinn gekommen, dass ihre Freunde und Nachbarn Bilder im Kopf haben könnten. Aussagen wie »Ich habe ein klares Bild vor Augen« hielten sie für Metaphern, und Fantasiereisen empfanden sie als müßig. Mit den E-Mails der Betroffenen kamen die Fragen: Was genau ist Afantasie? Was sind die Ursachen? Hat das Fehlen einer so fundamentalen Fähigkeit Auswirkungen – und wenn ja, welche? ...

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Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigt Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Plauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln, oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum edition – Sprache

In dieser »edition« behandeln wir das Thema Sprache von den Wurzeln bis hin zur Entschlüsselung von tierischer Kommunikation mit KI. Wie klingt eine Sprache, die fast niemand kennt? Denken Menschen anders, wenn sie anders sprechen? Und was verrät der Klang einer Sprache über unsere Wahrnehmung?

Gehirn&Geist – Faszination Gehirn: 38 Infografiken über unser Denken, Fühlen und Handeln

Weil Sprache allein nicht immer das beste Kommunikationsmittel ist, werden seit 2013 ausgewählte Inhalte auf eine andere Art präsentiert: in Infografiken. Denn manches lässt sich in Bildern so viel einfacher darstellen als mit Worten. In dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist« präsentieren wir ein »Best-of« unserer Infografiken zu Psychologie, Hirnforschung und Medizin. Wie funktioniert unser Orientierungssinn? Was haben Darmbakterien mit der Psyche zu tun? Was macht eine angenehme Unterhaltung aus? Wie wirkt Alkohol im Gehirn? Und warum lassen wir uns im Supermarkt so leicht zu Spontankäufen animieren? Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Sie in dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist«. Jede der 38 Grafiken im Heft widmet sich einem eigenen Thema.

  • Quellen

Milton, F. et al.: Behavioral and neural signatures of visual imagery vividness extremes: Aphantasia vs. hyperphantasia. Cerebral Cortex Communications 2, 2021

Monzel, M. et al.: Memory deficits in aphantasics are not restricted to autobiographical memory. Perspectives from the dual coding approach. Journal of Neuropsycholog 16, 2021

Pearson, J.: The human imagination: The cognitive neuroscience of visual mental imagery. Nature Reviews Neuroscience 20, 2019

Suggate, S. P., Martzog, P.: Screen-time influences children’s mental imagery performance. Developmental Science 23, 2020

Zeman, A. et al.: Loss of imagery phenomenology with intact visuo-spatial task performance: A case of ›blind imagination‹. Neuropsychologia 48, 2010

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