Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Alkoholabhängigkeit: "Die Belohnungs­erwartung verlernen"

Den meisten Alkoholikern gelingt es auch nach einem Entzug nicht, ihre Sucht dauerhaft zu überwinden. Wie sich das Rückfallrisiko senken lässt, erforscht der Psychiater Falk Kiefer, kommissarischer Direktor der Suchtklinik am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim.
Falk Kiefer

Herr Professor Kiefer, was hilft einem Alkoholiker am meisten, um nicht wieder zur Flasche zu greifen?

Die Abstinenz selbst! Denn nur dann kann er die nötigen Kompetenzen erwerben, um weiter abstinent zu bleiben. Zum einen lernt er erst in dieser Phase, mit kritischen Situationen wie einer Feier oder einer privaten Krise umzugehen, ohne exzessiv zu trinken. Zum anderen verlernt er in dieser Phase die automatische Belohnungserwartung, die er unbewusst mit den Situa­tionen verknüpft, in denen er getrunken hat. So nimmt das Bedürfnis zu trinken ab.

Was genau ist eine automatische Belohnungserwartung?

Uns allen springen Umweltreize schneller ins Auge, wenn sie eine Belohnung erwarten lassen. Der dafür nötige neuronale Filter basiert auf dem Hirnbotenstoff Dopamin; das so genannte mesolimbische Belohnungssystem ist daran beteiligt. Wenn Alkoholiker etwas trinken, wird es aktiviert und damit die betreffende Situation "markiert": Sie verspricht eine Belohnung – und je häufiger diese tatsächlich folgt, desto mehr wird die Trink­situation mit der Belohnung assoziiert und desto präsenter wird sie in der Wahrnehmung. Deshalb reagiert ein Alkoholiker in aller Regel auf eine Kneipe anders als auf eine Wäscherei oder ein Blumengeschäft. Je häufiger er an dem Lokal vorbeigeht, ohne zu trinken, desto eher lernt er unbewusst: Es kommt keine Belohnung mehr! ...

Kennen Sie schon …

Spektrum Gesundheit – Sucht – Warum konsumieren Menschen Drogen?

Es gibt viele Wege in die Abhängigkeit. In dieser Ausgabe beleuchten wir, wie Sucht entsteht und warum legale Substanzen dabei besonders gefährlich sind. Außerdem: Was Intervallfasten wirklich bringt, 11 Fakten zur Gürtelrose-Impfung und wann Antibiotika bei einer Erkältung sinnvoll sind.

Gehirn&Geist – Verbrechen: Die Psychologie des Bösen

Warum faszinieren wahre Verbrechen? True Crime ist ein Spiegel unserer psychologischen Neugier: Was macht Menschen zu Tätern – und wie gelingt es Ermittlern, die Wahrheit ans Licht zu bringen? In dieser Ausgabe geht es um die Kräfte, die Menschen in den Abgrund treiben oder zurückholen. Wir zeigen, warum Rache selten Frieden bringt, wie gefährliche Häftlinge in Sicherungsverwahrung leben, was das Stockholm-Syndrom über Überlebensstrategien verrät und mehr.

Spektrum - Die Woche – Der Mönch, der unsere Zeitrechnung erfand

Was hat unsere Zeitrechnung mit einem Mönch aus dem Jahr 525 zu tun? In der aktuellen »Woche« erfahren Sie, warum wir heute das Jahr 2025 schreiben – und wie Ostern damit zusammenhängt. Außerdem: Wie gefährlich das Chikungunya-Virus ist und was Vitamin-Infusionen wirklich bringen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.