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Wissenschaftsgeschichte: "Als Eskimo mit den Eskimos leben"

Kultur ist nicht durch die Rasse bedingt, sondern eine Reaktion auf die Umwelt, postulierte der Begründer der modernen Anthropologie, Franz Boas, bei Expeditionen in die Arktis. Eine Erkenntnis, die manche Kritik erntete – nicht nur im nationalsozialistischen Deutschland.
"Das Verhalten eines Volkes wird nicht wesentlich durch seine biologische Abstammung bestimmt, sondern durch seine kulturelle Tradition. Die Erkenntnis dieser Grundsätze wird der Welt und besonders Deutschland viele Schwierigkeiten ersparen." Am 30. Juli 1931 richtete ein betagter Jubiliar diese mahnenden Worte an die Gäste im Auditorium der Universität Kiel: Franz Boas, Jude, Wegbereiter der Ethnologie und der modernen Anthropologie, zu diesem Zeitpunkt bereits Emeritus der New Yorker Columbia University. 50 Jahre davor hatte er an der Hochschule promoviert, nun wollte man ihn feiern.

Doch der 73-Jährige ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, eine Entwicklung anzusprechen, die ihm Sorge bereitete: das Er­starken des Nationalsozialismus. Er sah in dieser Ideologie eine Krankheit, die Deutschland infolge des Ersten Weltkriegs befallen hatte, und deren Ziel es war, das Rad der Geschichte zurückzudrehen und die Errungenschaften der Aufklärung durch pseudowissenschaftliches Gefasel und Rassenwahn zu ersetzen.

Leidenschaftlich argumentierte Boas in seinem Vortrag gegen die Vorstellung, kulturelle Unterschiede seien biologisch bedingt, bewiesen überdies die natürliche Überlegenheit – beziehungsweise Minderwertigkeit – einer Rasse. Geradezu als Hohn muss er es wohl empfunden haben, als nur wenige Jahre später Deutsche seine Ideen verdrehten, um den Nationalsozialismus als notwendige Entwicklung der deutschen Kulturgeschichte erscheinen zu lassen ...

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