Biografie: Am Anfang war die Doppelhelix - James D. Watson und die neue Wissenschaft vom Leben
Ullstein, München 2003. 327 Seiten, 22,– €
Gerade mal 25 Jahre alt war James D. Watson, als er, gemeinsam mit seinem Kollegen Francis H. C. Crick, die Molekülstruktur der DNA entschlüsselte – eine Leistung, für die der Wissenschaftler wenige Jahre später mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Die Entdeckung der Doppelhelix, die ihn schon in jungen Jahren berühmt machte, ist ein Meilenstein in der Geschichte der Molekularbiologie. Für Watson, der als erfolg- und einflussreichtster Biologe der Neuzeit gilt, war sie jedoch nur der Beginn einer langen Karriere. Denn er hat seither unermüdlich geforscht, gelehrt und publiziert und dadurch die Biowissenschaften nachhaltig geprägt – zuletzt zu Beginn der neunziger Jahre, als er dem noch in den Kinderschuhen steckenden Humangenomprojekt den entscheidenden Anstoß gab.
Ernst Peter Fischer ist nicht der erste Autor, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Lebensweg dieses ungewöhnlichen Wissenschaftlers nachzuzeichnen. Und doch ist ihm ein ganz besonderes Buch gelungen. Der diplomierte Physiker und promovierte Biologe hat Watson während seiner eigenen wissenschaftlichen Tätigkeit persönlich kennen gelernt. Dadurch kann er immer wieder amüsante Anekdoten aus dem Leben seines Helden einstreuen und dessen typische Charakterzüge glaubwürdig schildern, so dass die Ikone der Molekularbiologie für die Leser greifbar und lebendig wird. Und dabei holt er auch noch erfreulich weit aus: Er beginnt mit der Kindheit des Ausnahmeforschers, der schon in ganz jungen Jahren eher ungewöhnlich war und seine Zeit mit Büchern und dem Beobachten seltener Vögel verbrachte – was ihm zu erster Berühmtheit in einem Quiz-Programm eines lokalen Radiosenders verhalf.
Doch Fischer beschränkt sich nicht auf oberflächliches Plaudern. Er widmet sich detailliert der Arbeit Watsons als Forscher, Lehrer und Buchautor und vergisst auch nicht, die Arbeit seiner Mitstreiter und Konkurrenten gebührend zu würdigen. Dabei gelingt es ihm, die oftmals komplexen Sachverhalte verständlich aufzuarbeiten und diese – mithilfe einer Vielzahl von Informationskästen – in leicht verdaulichen Häppchen zu servieren.
Schade ist nur, dass der Autor auf den ersten fünfzig Seiten immer wieder sein eigentliches Thema aus den Augen verliert und sich stattdessen zu langatmigen Ausführungen über das Wie und Warum dieser Biografie hinreißen lässt. Doch glücklicherweise ist die anfängliche Durststrecke schnell überwunden und weicht dem puren Lesegenuss.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 5 / 2003, Seite 126
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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