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Am Rande: Fashion-Surfing

Noch ein Grund, warum das Internet nichts für Frauen ist, wohl aber für Männer


Kennen Sie den kleinen Unterschied zwischen Männern und Frauen? Die Anatomie? Fast richtig. Gravierend macht sich das Geschlecht nämlich dort bemerkbar, wo es darum geht, den Körperbau in edles Tuch zu hüllen. Denn Männer bevorzugen beim Kleidungskauf meist den Quickie – rein in den Laden, kaufen, raus aus dem Laden –, Frauen hingegen präferieren stundenlanges "Shopping": Das prozedurale Verhalten ist dabei nicht unbedingt zielorientiert, ja nicht einmal unbedingt von einer Bestandslücke ausgelöst.

Kein Wunder also, dass der schnelle Modeverkauf via Internet laut Marktforschern bislang nur ein Prozent der potenziellen KäuferInnen erreicht. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Arbeitsorganisation in Stuttgart resümieren zwar am Ende des EU-Projekts "Fashion Me", die Zweidimensionalität der Bildschirmdarstellung sei an allem schuld. Doch ob ihr prototypisches 3D-Abbild in der virtuellen Umkleidekabine schon Frauen das artgerechte Online-Bummeln ermöglicht, sei bezweifelt. Allenfalls die integrierte Chat-Funktion könnte das ändern – die Umkleidekabine als Ort der Begegnung und der Kommunikation.

Uns Männern käme die Rationalisierung des Bekleidungs-Upgrades mittels Internet deutlich mehr entgegen, doch repräsentieren wir nur eine kleine Käuferschicht. Zu klären wäre auch, wer eigentlich den 3D-Laserscanner stellt, der den digitalen Stellvertreter meiner selbst erzeugt, auf dass sich dieser "Avatar" im Netz der Qual der Wahl stelle? "Ihr digitales Abbild für fünf Euro!" – vorerst nur ein Wunschtraum?

Auf jeden Fall böte es uns Männern erhebliche Vorteile. Als Internet-Agenten könnten modebewusste Avatare das lästige K(leider)-Thema gleich ganz übernehmen. So sparten wir noch mehr Zeit, die dem Kampf ums Überleben in einer postmodernen, postsozialen, postfeministischen Gesellschaft zugute käme. Abends kurz den Browser gestartet – "Brauche neue Hose, Cord, Stretch" – und am Morgen meldet der PC Vollzug: "You?ve got new trousers!" Das wäre wirklich Freiheit dank Technik.

Aus: Spektrum der Wissenschaft 2 / 2002, Seite 86
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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