Am Rande: Sterntaler und Mond-Moneten
Die Kommerzialisierung des Weltraums ist in vollem Gange. Jetzt hat eine US-Firma sogar die Lizenz zur Mondlandung erhalten.
»Houston, hier Meer der Ruhe. Der Adler ist gelandet!« Eine halbe Milliarde Fernsehzuschauer verfolgten 1969 Neil Armstrongs historische Gehversuche auf dem Erdtrabanten. Nun setzt die Menschheit erneut zum kühnen Sprung an: 2003 landet der erste gewerbliche Müll auf dem Mond.
Deponieren darf ihn dort die US-Raumfahrtfirma Transorbital. Zuvor -wer will schon Trümmer im Bild- soll ihre fliegende Kameraplattform Trailblazer hochauflösende Fotos schießen. Anschließend erfolgt der kontrollierte Absturz. Gemeinsam mit dem Raumschiff wird eine Kapsel voll irdischer Souvenirs entsorgt: Das Ticket für die persönliche Visitenkarte kostet nur ein paar tausend Dollar.
Ein kurzer Flug für die Trailblazer, doch eine enorme Rendite für das irdische Kapital. Der monetäre Grund-
gedanke ist so schlicht wie universell: »Hinauffliegen, Fotos machen, sie verkaufen – und das wieder und wieder.« Das »Gut der gesamten Menschheit«, so der Weltraumvertrag von 1967, fällt an private Geschäftemacher.
Zunehmend gerät die Kommerzia-lisierung des Weltraums zur Domäne von jedermann. Vor allem die Visionäre des preiswerten Weltraumtourismus heben ihr Schürzchen, um die Sterntaler hineinpurzeln zu lassen.
Weil der Spaceshuttle nur Großverdiener ins All verfrachtet, wollen die Privaten mit Billigtarifen im Streckennetz der Staatsfähre wildern. Die Anschubfinanzierung für die »Start-ups« steht bereit: Zehn Sponsoren-Millionen verspricht der X-Prize (www.xprize.org) demjenigen, der einen Dreisitzer in hundert Kilometer Höhe befördert und dies binnen zwei Wochen mit demselben Gefährt wiederholt. Mehr als zwanzig Teams, darunter Argentinier und Rumänen, konkurrieren um Preisgeld und lukrative Folgeaufträge.
Uns erwartet eine Zukunft unter Sternen: der Trip ins All als ultimatives Abenteuer, Fotos vom Mann im Mond und Werbebanner rechts und links der Milchstraße. In Wahrheit bleibt alles, fast, so wie zuvor: Unsere im Orbit kreisenden Nachfahren werden über immer mehr Weltraummüll klagen, irdischen Astronomen vor die Linse fliegen und tonnenweise irdische Ressourcen verheizen.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 1 / 2003, Seite 96
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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