Direkt zum Inhalt

Biologie: Anrüchige Nachrichten für Artgenossen

Weißfuß-Wieselmakis (Lepilemur leucopus) verständigen sich auf recht ungewöhnliche Weise. Die auf Madagaskar beheimateten, nachtaktiven Lemuren leben in kleinen Familienverbänden, gehen sich aber meist aus dem Weg. Trotzdem kommunizieren sie miteinander – und zwar über ihre Ausscheidungen, wie Iris Dröscher und Peter Kappeler vom Deutschen Primatenzentrum in Göttingen herausgefunden haben.

Alle Tiere einer sozialen Gemeinschaft benutzen dieselben Latrinen im Kerngebiet ihres Territoriums. Offenbar hinterlassen die Wieselmakis dort mit ihrem Urin bestimmte Duftmarken, in denen Nachrichten verschlüsselt sind. So suchen die Männchen die Gemeinschaftstoiletten häufiger auf, sobald fremde Artgenossen in ihr Siedlungsgebiet eindringen – offenbar, um Verteidigungsbereitschaft mitzuteilen.

Die kollektive Latrinennutzung diene anscheinend dazu, die Bindungen zwischen den Tieren zu pflegen, schreiben die Forscher. Die Duftmarken transportierten zahlreiche Informationen darüber, in welcher Verfassung sich die Tiere befänden. Auf diese Weise schafften es die Weißfuß-Wieselmakis trotz losen Kontakts und schlechter Sichtverhältnisse bei Nacht, das Sozialgefüge innerhalb ihrer Gruppe aufrechtzuerhalten.

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Geopolitische Orientierungssuche am Amazonas

Klimakonferenz: COP30 in Belém zeigt die geopolitische Neuordnung – die USA fehlen, China muss Position beziehen. Wer zahlt für den Regenwald? Und warum sorgt ein Fonds für Streit? Außerdem in »Die Woche«: Die Eisbachwelle macht schlapp, CO₂ soll in den Meeresboden und die Geschichte der Toilette.

Spektrum - Die Woche – Immun gegen Sucht

Was zeichnet Personen aus, die »immun« gegen Sucht sind und wie kann uns dieses Wissen bei Vorbeugung und Behandlung helfen? Antworten darauf in der aktuellen »Woche«. Außerdem: »Drei ist nicht immer einer zu viel« – was versprechen sich Menschen von Sex zu dritt?

Gehirn&Geist – Empathie

Wenn sich jemand weh tut, spüren wir den Schmerz meist auch selbst. Er ist regelrecht ansteckend. Wir erklären, was beim empathischen Mitfühlen im Gehirn passiert. Unser Beitrag Teamsport für den Geist berichtet über die positiven Effekte auf Psyche und Körper von sportlicher Betätigung und insbesondere von Teamsport, der sich bis ins Alter positiv auswirkt. Wie wir Düfte wahrnehmen, klären Wissenschaftler jetzt nach und nach. Hinter unserem Geruchssinn steht eine hochkomplexe zelluläre Maschinerie, über die wir berichten. Zunehmend halten neurologische Befunde Einzug in Gerichtssäle. Allerdings gibt es noch viele offene Fragen zu der Rolle der forensischen Neurologie in der Rechtsprechung. Suizide sind die zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen in Deutschland. Selten kommen sie aus dem Nichts. Wir berichten, welche Anzeichen es gibt – und wie man Gefährdeten helfen kann.

  • Quelle

Dröscher, I., Kappeler, P. M.:Maintenance of Familiarity and Social Bonding via Communal Latrine Use in a Solitary Primate (Lepilemur leucopus). In: Behavioral Ecology & Sociobiology 68, S. 2043 - 2058, 2014

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.