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Primatenarchäologie: Die anderen Werkzeugbauer

Ausgegrabene Steinwerkzeuge, die einst Affen hinterlassen haben, verraten einiges über die Ursprünge des technischen Fortschritts. Damit gehen archäologische Methoden inzwischen über die Erforschung der menschlichen Vergangenheit hinaus.
Kapuzineraffe beim Nuss knacken

Die Flut steigt schnell, aber den Affen scheint das nichts auszumachen. Manche zanken sich, andere räkeln sich auf den Felsen und kauen in aller Ruhe an einer Auster, wieder andere genießen es, sanft gekrault zu werden. Die jüngeren unter ihnen machen sich einen Spaß daraus, vom Ast eines Baums hinunter in das warme, klare Meerwasser zu springen. Wie alle Tiere, die an diesem thailändischen Küstenabschnitt zu Hause sind, so leben auch sie im Einklang mit dem täglichen Rhythmus der Gezeiten.

Ich dagegen mache mir durchaus Sorgen wegen des steigenden Wassers. An diesem warmen Dezembertag im Jahr 2013 kauere ich am Strand neben einem sauber ausgehobenen, quadratischen Loch und strecke den Arm so tief wie möglich hinunter, um eine weitere Schaufel voll feuchtem Sand heraufzuholen. Das Loch ist nur einen halben Meter breit, aber ich habe Stunden gebraucht, um es nach dem Rückgang der nächtlichen Flut zu graben. Eine einzige achtlose Bewegung – und alles stürzt ein. Hektik wäre also kontraproduktiv.

Es handelt sich hier um eine archäologische Ausgrabung, und die sieht ganz so aus, wie man sie sich vorstellt: Überall liegen Eimer, Siebe, Schnüre, Wasserwaagen, Sammelbeutel und Maßbänder verstreut. Doch die uralten Objekte, die mich auf die kleine Insel Piak Nam Yai im Nationalpark Laem Son gelockt haben, sind keine typischen archäologischen Fundstücke. Ich suche weder nach Münzen oder Keramik noch nach Überresten einer ehemaligen Siedlung oder einer längst untergegangenen Kultur der Menschheit. Mir geht es vielmehr um verflossene Spuren jener Affenkultur, die weiter oben am Strand nicht zu übersehen ist.

Ich bin – zumindest vorübergehend – Primatenarchäologe …

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  • Quellen

Carpenter, A.: Monkeys opening oysters. Nature 36, 1887

Fragaszy, D. et al.: Wild capuchin monkeys (Cebus libidinosus) use anvils and stone pounding tools. American Journal of Primatology 64, 2004

Gumert, M. D. et al.: The physical characteristics and usage patterns of stone axe and pounding hammers used by long‐tailed macaques in the Andaman Sea region of Thailand. American Journal of Primatology 71, 2009

Harmand, S. et al.: 3.3-million-year-old stone tools from Lomekwi 3, West Turkana, Kenya. Nature 521, 2015

Haslam, M. et al.: Archaeological excavation of wild macaque stone tools. Journal of Human Evolution 96, 2016

Haslam, M. et al.: Pre-Columbian monkey tools. Current Biology 26, 2016

Haslam, M. et al.: Primate archaeology evolves. Nature Ecology & Evolution 1, 2017

Haslam, M. et al.: Wild sea otter mussel pounding leaves archaeological traces. Scientific Reports 9, 4417, 2019

Malaivijitnond, S. et al.: Stone‐tool usage by Thai long‐tailed macaques (Macaca fascicularis). American Journal of Primatology 69, 2007

Proffitt, T. et al.: Wild monkeys flake stone tools. Nature 539, 2016

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