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Editorial: Auf Schritt und Tritt

Steve Ayan ist Psychologe und "Gehirn&Geist"-Redakteur.

Diese Schuhe musste ich haben – sofort. Mir war klar, dass ich das Paar im Internet sicher billiger bekäme. Und auch, dass es bei Laufschuhen viel mehr auf die Dämpfung als auf den Look ankommt. Doch ich warf alle Vernunft über Bord und griff zu. Zum Glück, denn meine neuen Renner passen wirklich wie angegossen. Und selbst wenn dem nicht so wäre, stylischer bin ich nie durch den Frühling gejoggt.

So geht es nicht nur mir auf Schritt und Tritt: Oft entscheiden wir nicht gemäß wohl erwogener, logischer Argumente. Der Psychologe Joachim Funke, mit dem ich anlässlich des Titelthemas dieser Ausgabe sprach, findet das gar nicht schlimm. "Wir wollen meist nicht logisch korrekt entscheiden, sondern uns mit einer getroffenen Wahl gut fühlen", erklärt er im Interview ab S. 18. Und dazu dienen uns eine Reihe von kognitiven Kurzschlüssen und Faustregeln.

Das menschlichen Denken und seine Paradoxien sind in der Tat einer grundlegenden Analyse wert. Der Philosoph David Hommen zeigte bereits in Gehirn&Geist 2/2018, warum unser intuitives Verständnis von Ursache und Wirkung bei unterlassenen Handlungen an Grenzen stößt. Diesmal stellt er für unser Titelthema sieben der berühmtesten und verzwicktesten Logikrätsel der Geschichte vor. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine spannende Reise durch die Widersprüche, die manche vermeintlich selbstverständliche Ideen bergen.

Sollte Ihnen nach der Lektüre ein wenig der Kopf schwirren, mag Sie vielleicht der Beitrag über die Psychologie des Mittelalters entspannen. Der Wissenschaftsjournalist Joachim Retzbach bringt Ihnen darin die Vorstellungswelt der Menschen von vor rund 1000 Jahren näher.

Doch auch ganz praktische Themen bietet dieses Heft: Im ersten Teil unseres neuen Sechsteilers zur Psychotherapie schildert Corinna Hartmann die vielfältigen Wege in den Therapeutenberuf. In den kommenden Ausgaben widmen wir uns unter anderem der Heilkraft des Selbstmitgefühls, dem umstrittenen Einsatz von Drogen in der Psychotherapie sowie den Chancen bildgebender Verfahren bei der Diagnose von Depressionen und anderen Seelen­leiden.

Eine anregende Lektüre wünscht

Ihr

Steve Ayan

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