Die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) hat auf ihrer Jahrestagung in München den Michael-Jäger-Preis an den jungen Schweizer Arzt Victor Valderrabano verliehen. Der Preis wird zu Ehren von Professor Michael Jäger, dem ehemaligen Ordinarius für Orthopädie der Universität München, vergeben.

Der Preisträger, der an der Universitätsklinik Basel mit dem Schwerpunkt Fußorthopädie tätig ist, wird für eine ausgesprochen praxisorientierte Arbeit ausgezeichnet. Er wurde immer wieder mit Sportverletzungen konfrontiert, die zunächst einen Knick-Senkfuß, dann einen schmerzhaften Plattfuß und schließlich Arthrose und Gehunfähigkeit nach sich zogen. Erst vor zehn Jahren hatten die Mediziner erkannt, dass dieses Krankheitsbild durch den Riss einer Sehne hervorgerufen wurde, die zum hinteren Schienbeinmuskel, dem Musculus tibialis posterior, führt. Als Folge dieses Sehnenrisses büßte der Muskel seine Funktion ein.

Eine Therapie erwies sich als schwierig, weil die meisten Patienten mit diesem Krankheitsbild erst dann ärztliche Hilfe nachsuchten, als die Schmerzen einsetzten – zumeist erst mehrere Monate nach dem Sehnenriss. In der Fachliteratur fand sich kein Hinweis, wie in solch späten Fällen zu verfahren sei.

Victor Valderrabano entschied sich schließlich für die Rekonstruktion der Sehne und entwickelte dafür zwei Methoden. Bei der einen zieht er die beiden Sehnenteile heran und näht sie zusammen. Bei der anderen nutzt er die parallel verlaufende Lange Zehenbeuger-Sehne (Flexor digitorum longus-Sehne), die er von beiden Seiten an die gerissene Sehne des hinteren Schienbeinmuskels annäht, sodass sie deren Funktion mit übernehmen kann.

Alle Patienten, die Valderrabano auf diese Weise behandelte, waren nach der Operation schmerzfrei. Sehne und Muskel funktionierten wieder gut. Drei Viertel der Patienten konnten sogar wieder sportlich aktiv sein.

Aus: Spektrum der Wissenschaft 10 / 2001, Seite 99
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