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Jung-Stiftung-Medizinpreis: Ausgezeichnet: Was geht in unseren Köpfen vor?



Was geschieht in den Nerven des Gehirns, wenn Informationen abgespeichert werden? Wie stehen die Nervenzellen miteinander in Kontakt? Das Wissen um solche grundlegenden Mechanismen der Funktion und Struktur des Gehirns sind notwendig, um Störungen wie Demenzerkrankungen oder traumatische Schädigungen verstehen zu können. Wichtige Entdeckungen in der Entwicklung des zentralen Nervensystems sind Michael Frotscher gelungen. Dafür erhält der Direktor des Anatomischen Instituts der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg den diesjährigen Medizinpreis der Ernst-Jung-Stiftung; er teilt ihn sich mit Christian Haass vom Adolf-Butenandt-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Die nach dem Hamburger Kaufmann Ernst Jung benannte Stiftung verleiht jährlich den mit 250000 Euro dotierten Preis für Durchbrüche in der medizinischen Forschung, die sich in neue Therapiemöglichkeiten umsetzen lassen.

Michael Frotscher untersucht an Mäusen einen speziellen Bereich des Gehirns, den Hippocampus. Diese Zone spielt eine zentrale Rolle bei Lern- und Gedächtnisprozessen. Hier sitzen unter der Oberfläche Steuerungszellen. Sie produzieren ein Protein namens Reelin, das die Entwicklung von nachwachsenden Nervenzellen regelt. Der Freiburger Professor erkannte wichtige Mechanismen, welche die Wanderung der Nerven nach ihrer Entstehung und die Kontaktauf-nahme der Nervenzellen untereinander steuern. Beides sind grundlegende Vorgänge in der Ausbildung von Nerven-netzen und in der Regeneration von Nervenzellen.

Nach dem Medizinstudium an der Humboldt-Universität Berlin begann Frotscher seine wissenschaftliche Laufbahn am dortigen Institut für Anatomie. Forschungsaufenthalte führten ihn zu-nächst nach Budapest, bevor er 1979 am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main eine neue berufliche Heimat fand. Nach Professuren in Frankfurt und Heidelberg sowie Arbeitsaufenthalten an der Yale-Universität in New Haven (Connecticut) folgte er schließlich 1989 dem Ruf an das Anatomische Institut der Universität Freiburg.

Der Neurobiologe Haass hat wesentlich beigetragen zur Aufklärung der pathologischen Vorgänge bei der Entstehung der Eiweiße, welche die beiden Demenzkrankheiten Alzheimer und Parkinson verursachen. Er studierte und promovierte in Heidelberg. Nach einem mehrjährigen Forschungsaufenthalt an der Harvard Medical School in Cambridge (Massachusetts) wurde er zunächst Professor für Molekularbiologie an der Universität Heidelberg und folgte 1999 einem Ruf an den Lehrstuhl für Biochemie am Adolf-Butenandt-Institut der Universität München.

Aus: Spektrum der Wissenschaft 8 / 2002, Seite 97
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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