Geistesblitze - Teenagerschwangerschaften: Babypuppe macht Lust auf Kinderkriegen
Sie weinen, fordern das Fläschchen und wollen gewickelt werden: Babysimulatoren sollen Jugendliche eigentlich davon abhalten, bereits in jungen Jahren leichtfertig schwanger zu werden. Doch die Abschreckungsmaßnahme kann nach hinten losgehen, berichtet ein Team um Sally Brinkman von der University of Western Australia und der University of Adelaide.
Die Wissenschaftler testeten die Wirkung der Babypuppen an insgesamt 57 australischen Schulen. Dazu teilten sie knapp 3000 Schülerinnen zwei Gruppen zu: Die einen besuchten lediglich den üblichen Sexualkundeunterricht, die anderen sollten sich zusätzlich zu den Aufklärungsstunden ein Wochenende lang um eine Babypuppe kümmern. Zu diesem Zeitpunkt waren die Schülerinnen zwischen 13 und 15 Jahre alt; anschließend verfolgten die Forscher die familiäre Situation der Mädchen bis zu ihrem 20. Lebensjahr.
Das unerwartete Ergebnis: Acht Prozent der Probemamas bekamen noch vor ihrem 20. Geburtstag Nachwuchs – doppelt so viele wie in der Gruppe ohne Babypuppe. Weitere neun Prozent wurden ungewollt schwanger und trieben das ungeborene Kind ab, in der Kontrollgruppe dagegen nur sechs Prozent. Der Effekt trat unabhängig von ihrem Bildungsniveau oder dem finanziellen Status der Eltern auf.
Brinkman und ihre Kollegen schließen daraus, dass Babysimulatoren nicht zur Vorbeugung von ungewollten Teenagerschwangerschaften taugen. Das "Baby auf Probe" könne sogar – womöglich auf Grund von positivem Feedback der Familie und Freunde – dazu beitragen, dass die Mädchen das Elternsein idealisieren. Die Autoren empfehlen außerdem, auch die potenziellen Väter einzubeziehen und mit der Aufklärung bereits in der Kindheit zu starten. (ae)
Lancet 10.1016/S0140-6736(16)30384-1, 2016
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