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Kulturvergleich: Babys Welt

Wie prägt die jeweilige Kultur die Fertigkeiten von Säuglingen? Die Psychologin Monika Knopf von der Universität Frankfurt untersuchte die ­motorische und sprachliche Entwicklung von Kindern in Deutschland und Kamerun. Der Vergleich zeigt, dass die Erziehungsgewohnheiten in beiden Ländern bereits bei den Jüngsten Spuren hinterlassen.
Auf verschiedenen Pfaden
San Francisco im Sommer 2009. Die kleine Hattie plantscht vergnügt mit Mama und Gummientchen im hauseigenen Swimmingpool. Zur gleichen Zeit in der mongolischen Steppe: Während die Eltern ihren Alltagspflichten nachkommen, spielt der wenige Monate alte Bayar mit zwei Ziegen. Diese beiden Szenen aus dem Kinofilm "Babys" illustrieren, wie stark sich die Erfahrungen von Säuglingen unterscheiden können. Regisseur Thomas Balmès ­begleitete vier Kinder durch ihr erstes Lebensjahr – in den USA, der Mongolei, Namibia und Japan. Ein Unterschied springt dem Zuschauer sogleich ins Auge: In den hoch entwickelten Industriestaaten richten die Eltern ihr Leben an den vermeintlichen Bedürfnissen des Kindes aus, während sich der Nachwuchs in Namibia und der Mongolei von Geburt an dem Arbeits­alltag der Familie anpassen muss.
In welcher Weise das kulturelle Umfeld die Kindesentwicklung beeinflusst und wo es möglicherweise keine Rolle spielt, haben Psychologen bislang selten systematisch untersucht. So mangelt es an Belegen für die verbreitete Annahme, dass sich Kinder in allen Kulturen ­ähnlich ent­wickeln: Wann sie selbstständig den ­ersten Schritt machen oder das erste Wort ­sprechen, folge demnach einem universellen Muster.
Die Forschung auf diesem Gebiet berücksichtigte bisher allerdings fast ausschließlich so ­genannte WEIRDs – Probanden aus westlichen Kulturen (Western), gebildeten (Educated), industrialisierten (Industrialized), reichen (Rich) und demokratischen (Democratic) Milieus. Doch diese seien längst nicht repräsentativ für alle Menschen, wie zuletzt ein Team um den Psychologen Joseph Henrich von der University of British Columbia in Vancouver (Ka­nada) 2010 zeigte.
Um diese Lücke zu schließen, verfolgten Forscher der Universitäten in Frankfurt, Bielefeld, Gießen und Osnabrück die Entwicklung von deutschen Säuglingen sowie von Babys aus einer ländlichen Region im Norden Kameruns ...

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  • Quellen
Goertz, C. et al.: Deferred Imitation in Six-Month-Old German and Cameroonian Nso Infants. In: Journal of Cognitive Education and Psychology 10, S. 44-55, 2011

Henrich, J. et al.: The Weirdest People in the World? In: Behavioral and Brain Sciences 33, S. 61-83, 2010

Lohaus, A. et al.: Infant Development in Two Cultural Con-texts: Cameroonian Nso Farmer and German Middle Class Infants. In: Journal of Reproductive and Infant Psychology 29, S. 148-161, 2011

Vierhaus, M. et al.: The Development of 3- to 9-Month-Old Infants in Two Cultural Contexts: Bayley Longitudinal Results for Cameroonian and German Infants. In: The European Journal of Deve­lopmental Psychology 8, S. 349-366, 2010
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