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Medizin: »Jeden Monat taucht ein neuer Pilzerreger auf«

In der Fernsehserie »The Last of Us« dezimiert ein krank machender Pilz die Menschheit. Ob das ein realistisches Szenario ist und welche Gefahr von krank machenden Pilzen ausgeht, erklären die Experten Oliver Kurzai und Martin Väth.
Kultivierter Pilz Candida albicans

Ein ansteckender Pilz taucht auf und verursacht eine tödliche Pandemie; Infizierte verwandeln sich in Zombies und die Welt geht unter. So jedenfalls der Plot der Fernsehserie »The Last of Us«. Ist das bloße Spinnerei oder beruht es auf einem wahren Kern? Wie gefährlich können Pilzinfektionen sein? »Spektrum« sprach darüber mit dem Mediziner Oliver Kurzai und dem Biochemiker Martin Väth von der Universität Würzburg. Beide sind Fachleute für Pilzerkrankungen und die damit verbundenen Immunmechanismen.

Herr Kurzai, Herr Väth, in der Fernsehserie »The Last of Us« verwandelt sich ein Pilz wegen des Klimawandels in einen tödlichen Erreger. Er befällt Menschen und macht sie zu Zombies. Kann das wirklich passieren?

Oliver Kurzai: Realistisch ist das nicht. Wir brauchen keine Angst zu haben, dass ein Killerpilz auftaucht, bei seinen Opfern komplexe Verhaltensänderungen auslöst und in kurzer Zeit die Menschheit ausrottet. Andererseits beruht die Fernsehserie auf biologischen Fakten, die real sind und hier überspitzt weitergedacht wurden. Es stimmt, dass Pilze Menschen infizieren, und es ist richtig, dass der Klimawandel großen Einfluss darauf hat. Und wir kennen Erreger aus dieser Gruppe, die das Verhalten ihrer Wirte auf erstaunliche Weise manipulieren.

Sie spielen darauf an, dass es Pilze gibt, die Ameisen befallen und sie gewissermaßen fremdsteuern. Was passiert da?

Kurzai: Von diesen Pilzen, im Deutschen nennen wir sie Kernkeulen, leben manche als Insektenparasiten. Ihre Sporen liegen am Waldboden, wo sich Ameisen bewegen. Wenn die Sporen an einer Ameise kleben bleiben, wächst der Pilz in sie hinein und vermehrt sich in ihr, auch im Gehirn. Und das führt zu einem veränderten Verhalten. Die Tiere laufen an Pflanzen hoch bis in eine bestimmte Höhe, wo die Luftfeuchtigkeit für den Pilz ideal ist. Dort beißen sie sich fest. Der Pilz frisst sie dann von innen auf, wächst und bildet neue Sporen. Die fallen auf den Boden runter, wo sich wieder Ameisen damit infizieren …

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  • Quellen

Hochrein, S. M. et al.: The glucose transporter GLUT3 controls T helper 17 cell responses through glycolytic-epigenetic reprogramming. Cell Metabolism 34, 2022

Seif, M. et al.: CAR T cells targeting Aspergillus fumigatus are effective at treating invasive pulmonary aspergillosis in preclinical models. Science Translational Medicine 14, 2022

Von Lilienfeld-Toal, M. et al.: Invasive fungal infection. Deutsches Ärzteblatt International 116, 2019