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Bewusstsein: »Wir erfinden oft Geschichten, um unser Verhalten zu erklären«

»Ich glaube an den freien Willen, aber ich kann mir nicht sicher sein, dass es ihn gibt«, sagt Joseph LeDoux. Ein Gespräch über durchtrennte Hirnhälften, die Funktion der Amygdala und das Bewusstsein bei Tieren.
Hirnhälften bunt

Herr Professor LeDoux, wie gelangt jemand mit einem Abschluss in Marketing in die Neurowissenschaften?

Joseph LeDoux: Als Teenager wollte ich unbedingt an die Universität. Meine Eltern erlaubten mir das unter der Bedingung, dass ich dann zurückkomme und Geschäftsmann oder Banker werde. Deshalb habe ich Marketing studiert. Ich schämte mich ein bisschen für das Fach, denn es passte nicht zum damaligen Hippie-Zeitgeist. Aber ich interessierte mich sehr für die Psychologie dahinter. In meinem Abschlussjahr lernte ich dann jemanden kennen, der Rattenhirne untersuchte. Ich durfte eine Zeit lang in seinem Labor arbeiten, und wir haben gemeinsam einige Studien veröffentlicht. Diese Art von Arbeit wollte ich fortsetzen. Nach meinem Masterabschluss bewarb ich mich also an einigen Hochschulen und wurde an der Stony Brook University in New York angenommen. Dort traf ich meinen späteren Doktorvater Michael Gazzaniga, genannt Mike, der mit Split-Brain-Patienten arbeitete. Damit bot sich mir ein faszinierender und relativ einfacher Weg, in die Hirnforschung einzusteigen. Mitte der 1970er Jahre wusste man noch nicht viel über das Gehirn, so dass ich kaum Kenntnisse in Biochemie, Neurophysiologie oder Genetik benötigte.

Was genau sind Split-Brain-Patienten?

Bei ihnen hat man die zentrale Verbindung zwischen den beiden Hirnhälften operativ durchtrennt. Ein solcher Eingriff wird bei einer extremen Form der Epilepsie durchgeführt, wenn keine andere Behandlung mehr hilft. Die beiden Hemisphären sind dann zwar noch vorhanden, sie können allerdings nicht mehr miteinander kommunizieren.

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