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Bewusstsein: Das große Experiment

Zahlreiche konkurrierende wissenschaftliche Theorien versuchen, das Bewusstsein zu beschreiben. In einer noch nie da gewesenen Kollaboration finden nun weltweit Versuche an hunderten Probanden statt, um zwei der führenden Ansätze auf den Prüfstand zu stellen.
Computerbildschirme mit Hirnscans und ein Mikroskop im Vordergrund.

Vor etwa 20 Jahren erhielt die damalige Psychologiestudentin Lucia Melloni eine tragische Nachricht. Ihre Mutter teilte ihr mit, dass der Partner ihrer Schwester einen schweren Unfall erlitten hatte und nun im Krankenhaus lag. Diagnose: hirntot. Die Familie fuhr schnell zu ihm, um sich ein letztes Mal verabschieden zu können, bevor man die lebenserhaltenden Maschinen abschaltete. »Es war wirklich unheimlich«, erinnert sich Melloni. »Da lag ein Mensch, der atmete und Wärme ausstrahlte. Als ich zu ihm sprach, bewegte er seine Beine.« Die Ärzte hatten den Besuchern mitgeteilt, dass so etwas passieren könnte, denn die grundlegenden Reflexe sind selbst bei hirntoten Patienten vorhanden. Doch wie kann man sicher sein, dass das Bewusstsein eines Menschen für immer verschwunden ist?

Schließlich verlieren wir tagtäglich beim Einschlafen das Bewusstsein und erlangen es wieder – ebenso, wenn man ohnmächtig wird oder vor einer OP eine Narkose erhält. Wie kann man als Außenstehender beurteilen, ob jemand erwachen wird oder für immer im unbewussten Zustand bleibt? Dieser Frage hat sich Melloni seit dem tragischen Ereignis verschrieben. Sie promovierte in Neurowissenschaft und widmete ihre anschließende Forscherkarriere, die sie inzwischen an das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main geführt hat, der jahrtausendealten Problematik des menschlichen Geistes …

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Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigt Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Plauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln, oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum edition – Sprache

In dieser »edition« behandeln wir das Thema Sprache von den Wurzeln bis hin zur Entschlüsselung von tierischer Kommunikation mit KI. Wie klingt eine Sprache, die fast niemand kennt? Denken Menschen anders, wenn sie anders sprechen? Und was verrät der Klang einer Sprache über unsere Wahrnehmung?

Spektrum Kompakt – Das Unbewusste

Viele unserer Denkprozesse laufen auf Autopilot ab. Untersucht wurden sie schon von Sigmund Freud, C. G. Jung und Alfred Adler. Heute arbeitet man daran, das Zusammenspiel von Unbewusstem und Bewusstem neuronal sichtbar zu machen oder psychische Abwehrmechanismen durch bestimmte Tests zu ergründen.

  • Quellen und Literaturtipps

Ball, P.: Neuroscience readies for a showdown over consciousness ideas. Quanta Magazine 3/2019

Melloni, L. et al.: Making the hard problem of consciousness easier. Science 372, 2021


Literaturtipp

Mangin, L.: La métaphore de l'ordinateur fait du cerveau un dispositif de traitement inconscient de l’information. Pour la Science 2020
Interview mit Stanislas Dehaene über das Bewusstsein (in französischer Sprache)

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