Biologie: Ungewöhnliche Kopfform erlaubt heimliches Anpirschen
Seepferdchen gehören zu den schnellsten und zugleich langsamsten Jägern der Welt. Ihre Beutetiere – Ruderfußkrebse – schnappen sie mit einer extrem raschen Kopfbewegung. Das funktioniert aber nur auf kurze Distanzen, deshalb müssen sie sich zuvor nah genug heranpirschen, was durch äußerst gemächliches Paddeln erfolgt. Vor allem wegen der speziellen Form ihres Kopfes bleiben sie dabei häufig unbemerkt, bis es für das Opfer zu spät ist.
Forscher um Brad Gemmell von der University of Texas in Austin (USA) haben die Strömungsgeschwindigkeiten rund um den Kopf von schwimmenden Zwergseepferdchen (Hippocampus zosterae) untersucht. Dabei fiel ihnen eine außerordentlich strömungs- und verwirbelungsarme Zone vor der Schnauze der Tiere auf. Beutetiere, die sich dort aufhalten, spüren also kaum eine Bewegung im Wasser, wenn der Jäger näher kommt. Ist das Seepferdchen auf wenige Millimeter heran, lässt es seinen Kopf ruckartig nach vorn und oben schnellen, um die Beute zu schnappen. Das geschieht innerhalb einer tausendstel Sekunde – auch für die flinken Ruderfußkrebse meist zu kurz, um zu entkommen.
Filmaufnahmen von jagenden Seepferdchen zeigten, dass sich die morphologisch so ungewöhnlichen Fische manchmal bis auf einen Millimeter an ihre Beute heranschieben. Dann gibt es für die Krebschen kaum ein Entrinnen: In mehr als 90 Prozent der Fälle werden sie gefangen. In freier Wildbahn, etwa zwischen Seegräsern verborgen, könnte die Erfolgsquote der Jäger noch größer sein, weil Wasserbewegungen hier stärker gedämpft werden und den Opfern somit weniger Vorwarnzeit bleibt.
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