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Tunnelbau: Brandfester Beton



Herkömmlicher Beton hält die extremen Temperaturen bei Tunnelbränden selten aus. Neben chemischen Veränderungen ist es vor allem das im Beton enthaltene Wasser, das die größten Zerstörungen verursacht: Sein Volumen steigt beim Verdampfen etwa um das Tausendfache an und damit wächst die Druckbelastung, die sich schließlich durch Abplatzen des Betons schlagartig entlädt. Dabei können auch die Stahlarmierungen freigelegt werden. Ungeschützt den hohen Temperaturen ausgesetzt verlieren sie ihre Tragfähigkeit, was zum Einsturz ganzer Tunnelabschnitte führen kann.

Volker Wetzig vom Versuchsstollen Hagerbach in der Schweiz ist es nun in Zusammenarbeit mit der Industrie gelungen, einen besonders brandbeständigen Beton zu entwickeln. Er enthält zum einen Polypropylenfasern, die gewissermaßen als Überdruckventil dienen, denn sie schmelzen im Brandfall und schaffen so Kanäle, über die der Wasserdampf entweichen kann. Zum anderen ersetzt eine bei 1350 Grad Celsius gesinterte und besonders hitzebeständige Flugasche der niederländischen Firma Memarco den Kies als Zuschlagsstoff im Beton. Damit fällt die Temperatur unter der Oberfläche wesentlich rascher ab, sodass die dort liegenden Metallarmierungen weniger beeinträchtigt werden.

Erste Versuche mit dem brandfesten Beton verliefen viel versprechend. In Hagerbach wird nun an einer spritzfähigen Variante des Betons gearbeitet, die für den Neubau von Tunneln geeignet ist.

Aus: Spektrum der Wissenschaft 2 / 2002, Seite 89
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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