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Brief an die Leser


Verehrte Leserin,

sehr geehrter Leser,


der friedvolle Riesenpanda und das aggressive Variola-Virus haben eines gemein: Durch menschliche Aktivitäten sind sie vom Aussterben bedroht.

Der kuschelig aussehende Ailuropoda melanoleuca mit seinen dunklen Augenflecken und Mickymausohren ist nicht von ungefähr das Wappentier des World-Wide Fund for Nature (WWF, früher World Wildlife Fund). Die Jagd – ein Fell bringt auf den Schwarzmärkten Hongkongs, Taiwans und Japans bis zu 10000 Dollar – und die Einengung ihres Lebensraums haben diese Bären arg dezimiert; nach der Bestandsaufnahme zum Jahreswechsel existieren noch etwa 1000 in den Bambusdickichten des westlichen China und weitere rund 100 in Zoos (Jahresleihgebühr für ein Pärchen: eine Million Dollar).

Der Erreger der Pocken hingegen war schon durch die 1966 begonnene globale Impfaktion der Weltgesundheitsorganisation besiegt, als elf Jahre später der letzte Erkrankte – der somalische Koch Ali Maolin – genas. Die in Atlanta (Georgia) und Moskau unter flüssigem Stickstoff sorgsam verwahrten restlichen Virus-Bestände sollten Ende 1993 vernichtet werden.

Machen wir die Erde nicht zu einer paradoxen Welt? China schützt nun den Panda bei Todesstrafe; mindestens fünf Bauern, die ihm nachstellten, sind bereits hingerichtet worden. Indes haben Wissenschaftler künftiger Erkenntnisse halber die Exekution der Blatternkeime gerade noch, wenn auch vorerst nur mit aufschiebender Wirkung, verhindert.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 2 / 1994, Seite 3
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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