Brief an die Leser
Verehrte Leserin,
sehr geehrter Leser,
vielbeschäftigt war der Münchner Physik-Professor Heinz Maier-Leibnitz stets, so zunächst mit dem Bau des ersten deutschen Forschungsreaktors in Garching, dann als erster Direktor des deutsch-französischen Instituts Max von Laue – Paul Langevin in Grenoble, schließlich als Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft – und zudem immer als unermüdlicher Gastgeber in seiner Küche. Sein "Kochbuch für Füchse" (bei Piper in verschiedenen Ausgaben mit einer Gesamtauflage von bislang rund 45000 Exemplaren erschienen) lehrt denn auch, ohne Abstriche an der Qualität mit minimalem Aufwand an Zeit und Mühe kulinarisch zu brillieren.
Dabei blieb es nicht. Es scheint vielmehr, daß sich allmählich eine wissenschaftlich durchdrungene Gastrosophie und Gastronomie etabliert: In Frankreich hat mein Kollege Hervé This seit langem Geheimnisse der Kasserolle chemisch ergründet und jüngst ebenfalls in einem Buch publik gemacht; der Redakteur unseres Schwesterblattes "Pour la Science" führt dieses Interesse auf die Umstände zurück, daß er einst am Schürzenbändel einer elsässischen Großmutter hing und seit dem sechsten Lebensjahr sein eigenes Laboratorium aufbauen durfte. Ob er nun mit Topf oder Retorte hantiert – für ihn sind das jeweilige Vermengen von Substanzen und ihre Reaktionen "im Prinzip dasselbe". Seit 1989 experimentiert er gemeinsam mit dem Oxford-Emeritus Nicholas Kurti, wiederum einem Physiker. Einige ihrer Forschungsergebnisse über traditionelle und Vorschläge für neuartige Zubereitungen von Gaumengenüssen präsentieren beide ab Seite 82.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 6 / 1994, Seite 3
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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