Brief an die Leser
Verehrte Leserin,
sehr geehrter Leser,
mit einer Gesamtauflage von mehr als einer Million Exemplaren monatlich trägt die Gruppe unserer Zeitschriften zur weltweiten Vermittlung von bedeutsamen Ergebnissen und Erkenntnissen der Forschung wie kein anderes Medium bei. Daran hindern kaum ideologische oder politische Grenzen; wohl aber muß jede der zehn Editionen des Scientific American die spezifische Kultur ihres – meist mit dem Sprachraum identischen – Verbreitungsgebietes nach bestem Vermögen berücksichtigen. So haben wir bei Spektrum der Wissenschaft allmählich den Anteil von Artikeln, kürzeren Berichten und Rezensionen führender deutscher, schweizerischer und österreichischer Fachleute gesteigert. Indes verstärkten wir auch die regional europäische Berichterstattung, zunehmend in Zusammenarbeit mit den Schwesterblättern, die in Mailand, Barcelona und Paris erscheinen.
Ein Beispiel – wenn auch vorerst ein experimentelles – ist die Rubrik "Entwicklung & Technologie" in dieser Ausgabe (Seite 96): Obwohl Pour la Science einen solchen Schwerpunkt bisher nicht hat, interessierte sich Chefredakteur Philippe Boulanger für meinen Themenvorschlag "Vorteile des Unvollkommenen"; deshalb stammen nun sechs von den acht Beiträgen von französischen Autoren, darunter zwei von dem Kollegen selbst.
Über eine französische Version des Scientific American hatte Boulanger schon nachgedacht, als er Ende der sechziger Jahre in Boulder (Colorado) promovierte. Schließlich gewann er Marie-Claude und Max Brossollet, Eigner des seit 1773 bestehenden Verlags Belin, für diesen Plan. Die telephonische Anfrage, ob und wann in New York ein Gespräch über eine Lizenz möglich sei, beschied Gerard Piel, damals Scientific-American-Herausgeber, kurz: "Morgen." Heft 1 von Pour la Science kam im November 1977 heraus – gleich mit eigenem Titelbild zur sozialhistorischen Studie mittelalterlicher Heraldik von Michel Pastoureau, Konservator an der Nationalbibliothek in Paris.
Profil bekam das Blatt außer als Forum frankophoner Wissenschaftler aus Frankreich, Belgien und der Schweiz vor allem durch aktuelle Themen der Mathematik; für die Popularisierung dieser schwierigen Disziplin erhielt es den Prix d'Alembert. Boulanger hat zudem Ian Stewart als Kolumnisten für unsere Zeitschriftengruppe gewonnen. Und für etwas ganz Besonderes sorgt neuerdings Hervé This, den ich hier letzten Monat vorgestellt habe: für die kulinarische Rubrik "Science et Gastronomie".
Aus: Spektrum der Wissenschaft 7 / 1994, Seite 3
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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